In einem fernen Land herrschte einmal ein Radscha, der wollte immer Recht haben. Das ging soweit, dass er einmal zu seinen Beratern sprach: „Von jetzt an müsst ihr immer Ja sagen, sonst lasse ich euch töten!“ Der Radscha meinte es ernst, und so dauerte es nicht lange, und er hatte keinen einzigen Berater mehr. Die Menschen in diesem Land nannten den Radscha nur noch König Ja. Der Herrscher suchte verzweifelt nach neuen Beratern, doch niemand traute sich mehr in seine Nähe. In dem Land lebte aber ein Faulpelz, der sagte sich: „So schwierig kann es nicht sein, immer Ja zu sagen. Ich gehe in den Königspalast, sicher gibt es dort immer genug zu essen.“
Er liess sich zum Radscha bringen und verbeugte sich tief, zum Reden war er zu faul. «Gut, du sollst mein neuer Berater sein», rief der Radscha. «Was denkst du, werde ich noch reicher, wenn ich Gold aussäe?»
«Ja, Mahipati», sagte der Faulpelz, wie es die Tradition verlangte.
«Gut, dann lass den Acker vorbereiten und die Saat ausbringen!»
«Ja, Mahipati», sagte der Faulpelz und machte sich auf den Weg zum nächsten Dorf. Dort holte er sich Tamariskensamen. Dann liess er ein Feld vorbereiten, säte die Tamariskensamen aus und kehrte zum König zurück.
«Ist das Feld bereit?», wollte der König wissen.
«Ja, Mahipati», sagte der Faulpelz.
«Dann nimm hier das Gold zur Aussaat!»
«Ja, Mahipati», sagte der Faulpelz, lud die Säcke voller Goldmünzen auf einen Wagen und brachte sie in sein Haus, schlief eine Weile und kehrte dann in den Palast zurück.
Nach einigen Tagen rief der Radscha ihn zu sich. „Ist die Saat schon aufgegangen?“
«Ja, Mahipati», antwortete der Faulpelz.
«Gut, dann zeig mir, wie das Gold wächst.»
«Ja, Mahipati», antwortete der Faulpelz und fuhr mit dem Radscha zum Feld. Die jungen Keimlinge der Tamariske glänzten in der Sonne wie Gold und der Radscha freute sich. Auf dem Heimweg war es sehr heiss. Als sie an einem Fluss vorbeikamen, rief der Radscha: «Ich will im Fluss baden!»
«Ja, Mahipati», sagte der Faule und half dem König, die Kleider und den Goldschmuck abzulegen.
«Warte hier und geh nicht vom Fleck, bis ich zurückkomme!», befahl der Radscha.
«Ja, Mahipati», antwortete der Faulpelz und legte sich unter einen Baum. Der König sprang in das Wasser. Er hatte jedoch nicht gesehen, dass der Fluss eine starke Strömung hatte. «Hilfe, der Fluss zieht mich fort!», rief er.
«Ja, Mahipati», sagte der Faulpelz, doch bis er sich erhoben hatte, war der König schon vom Fluss fortgetragen, niemand weiss, wohin.
Der Faule wartete und wartete, doch der Radscha kehrte nicht wieder zurück. Gegen Abend wurde ihm kalt. Da schlüpfte er in den Mantel des Königs, legte sich den Goldschmuck an und kehrte zum Palast zurück.
Seit jenem Tag regierte der Faulpelz das Land. Er sorgte dafür, dass es den Menschen im Land gut ging und vergass darüber sogar das Faulsein.
Märchen aus Sri Lanka, Fassung Djamila Jaenike, nach: Elena Chmelova, Ceylonesische Märchen, 1988 Slovart/Dausien © Mutabor Märchenstiftung