Warum die Hand nach dem Moskito schlägt

Land: Togo
Region: Ewe
Kategorie: Fabel/Tiermärchen

Einmal gingen Ohr, Mund, Auge, Fuss und Hand auf die Jagd. Da hörte das Ohr einen Menschen im Busch. Bald darauf sah ihn das Auge den fremden Jäger, der Mund sagte es den anderen. Die Füsse schlichen dem Fremden nach und die Hand ergriff ihn.
«Dank mir konnten wir den fremden Jäger fangen, er soll mir gehören und mein Diener werden», sagte das Ohr. Aber Auge und Mund riefen das Gleiche und Hand und Fuss riefen ebenfalls: «Ohne uns, hätte man ihn nicht fangen können».
Sie begannen zu streiten, und sagten schliesslich: «Lasst uns zum Richter gehen, er soll entscheiden, wer recht hat.»
Also gingen sie zum Richter. Zu jener Zeit war der Moskito der Richter im Land. Er hörte sich alles an und sagte dann: «Dank dem Fuss konntet ihr den fremden Jäger fangen, ihm soll er gehören.»
Ohr, Mund, Auge und Fuss waren enttäuscht, als sie den Richtspruch hörten. Ja, sogar alle Menschen im Dorf waren unzufrieden und sie sagten: «Der Moskito ist nicht gerecht, er kann nicht länger Richter sein.» 
Der Moskito wurde aus dem Dorf vertrieben und flog in den Busch. Dort dachte er nach: «Mein Urteil war wirklich nicht gerecht. Denn das Ohr hat den fremden Jäger zuerst gehört, nur dadurch konnten sie den fremden Mann fangen, ihm sollte er gehören.»
Er flog schnell zurück ins Dorf, aber niemand wollte ihm zuhören. Da wartete er, bis es Nacht wurde. Dann flog er zum Ohr und summte: «Du hattest recht. Du hast den Jäger als erstes gehört, also gehört er dir.»
Aber das Ohr sagte: «Geh weg, von dir will ich nichts mehr hören. Mal redest du so, dann wieder anders, flieg fort!»
Doch der Moskito kam immer wieder und summte ins Ohr. Da rief das Ohr die Hand zu Hilfe und diese vertrieb den Moskito und so ist es bis heute.

Fassung Djamila Jaenike , nach. J. Schönhärl, Volkskundliches aus Togo Märchen und Fabeln, Dresden/Leipzig 1909, unter dem Titel: Auge, Ohr, Mund, Hand und Fuss, © Mutabor Märchenstiftung

Why the hand strikes the mosquito

Once the ear, mouth, eye, foot and hand went hunting. The ear heard a man in the bush. Soon after, the eye saw the strange hunter and the mouth told the others. The feet crept after the stranger and the hand grabbed him.

"Thanks to me, we were able to catch the strange hunter, he shall belong to me and become my servant," said the ear. But the eye and mouth shouted the same and the hand and foot also shouted: "Without us, he could not have been caught".

They began to argue and finally said: "Let's go to the judge, let him decide who is right."

So they went to the judge. At that time, the mosquito was the judge in the land. He listened to everything and then said: "Thanks to the foot you were able to catch the foreign hunter, he shall be his."

Ear, mouth, eye and foot were disappointed when they heard the judge's verdict. Yes, even all the people in the village were dissatisfied and they said: "The mosquito is not fair, he can no longer be a judge."

The mosquito was driven out of the village and flew into the bush. There he thought: "My judgment was really not fair. Because the ear heard the strange hunter first, that was the only way they could catch the strange man, he should be his."

He quickly flew back to the village, but no one wanted to listen to him. So he waited until night fell. Then he flew to his ear and hummed: "You were right. You heard the hunter first, so he's yours."

But the ear said: "Go away, I don't want to hear any more from you. Sometimes you talk one way, then another, fly away!"

But the mosquito kept coming back and buzzing in his ear. Then the ear called the hand to help and it drove the mosquito away and that's how it is to this day.

Fassung Djamila Jaenike , nach. J. Schönhärl, Volkskundliches aus Togo Märchen und Fabeln, Dresden/Leipzig 1909, unter dem Titel: Auge, Ohr, Mund, Hand und Fuss, englische Fassung L. Jaenike © Mutabor Märchenstiftung

Togo, eine einstige deutsche Kolonie, war jahrzehntelang Mandatsgebiet der Vereinten Nationen (UNO) unter französischer Verwaltung. 1960 erlangte der westafrikanische Kleinstaat die Unabhängigkeit unter seinem ersten Präsidenten. Dieser wurde jedoch im Zuge eines Militärputsches ermordet. Es folgte eine instabile Regierung und ein weiterer Putsch, mit dem eine Militärdiktatur einherging. Politisch motivierte Unruhen, Massaker, Menschenrechtsverletzungen, Verfolgungen und Folter treiben die Menschen aus Togo immer wieder in die Flucht.

 

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