Kräutchen Pomparinella

Land: Schweiz
Region: Lago Maggiore
Kategorie: Zaubermärchen

Es war einmal ein König, der hatte zwei Söhne. Eines Tages wurde dieser König krank und kein Arzt konnte ihn heilen, weil das ein geheimnisvolles Übel war. Man rief eine Hexe, die erschien und sagte, dass man das Kräutchen Pomparinella holen müsse, sonst werde der König sterben.

Nun versprach man viel Geld demjenigen, der es bringen würde. Aber niemand wollte sich auf die Suche begeben, denn das Kraut war sehr schwer zu finden. Da gedachte der König seine zwei Söhne zu schicken es zu suchen. Demjenigen, der es finden würde, versprach er Schloss und Königreich.

Nun gingen die beiden Prinzen fort, der eine zur Rechten, der andere zur Linken. Sie verabredeten jedoch, bei der Rückkehr sich in einem nahen Walde zu treffen, um zusammen wieder in die Stadt einzuziehen.

Der Kleinere, welcher kurze Beine hatte, konnte keinen langen Weg machen und es gelang ihm nicht das Kräutchen Pomparinella zu finden. Er kam endlich an eine Mühle und erzählte dem Müller von der Krankheit des Vaters und von der Arznei, die er suchte. Der Müller sagte ihm, man finde das Kraut nahe beim Wasser. Der Prinz suchte, bis er es fand. Kaum hatte er es gepflückt, machte er sich sogleich auf den Rückweg und in dem verabredeten Wald stiess er auf den Bruder, der nichts gefunden hatte. Der wurde neidisch, als er das Kraut in den Händen des jüngeren Prinzen sah und beschloss, ihn tot zu schlagen und selbst dem Vater die Medizin zu bringen. Und so machte er es. Er ermordete ihn in verräterischer Weise, vergrub ihn in der Nähe und setzte als Zeichen eine Hirtenflöte aus Rohr in die Erde, die er nahe dabei gefunden hatte.

Kaum hatte der König, der sterbend war, einen Absud des Krautes getrunken, als ihm sogleich besser wurde. Nach kurzer Zeit konnte er aufstehen und war geheilt. Aber er hatte seinen ältesten Sohn noch nicht zum König gemacht, denn er wollte die Rückkehr des anderen abwarten und dieser kehrte niemals wieder, weil er im Walde begraben lag.

Eines Tages ging ein Hirte am Grab vorüber. Als er die Rohrflöte da gepflanzt sah, gedachte er sie sich zu nehmen, um seine Schafe zu rufen und er blies hinein. Aber zu seinem grossen Erstaunen fing das Rohr an zu sprechen anstatt zu tönen und es sagte: „Spiele mich, spiele mich, mein lieber Hirte! Ich bin getötet ohne Schuld, weil ich das Kräutchen Pomparinella zu meinem Vater, dem König, bringen wollte.“

Der Hirte versuchte ein zweites Mal zu blasen, und wieder sprach das Rohr und sagte dieselben Worte. Er liess andere Hirten im Lande die Flöte blasen und immer sprach das Rohr das gleiche.

Die Hirten brachten dem König die Rohrflöte und erklärten ihm das Wunder. Der König wollte es selbst probieren und blies in das Rohr und das Rohr sagte: „Spiele mich, spiele mich, lieber Vater! Ich bin getötet ohne Schuld, weil ich das Kräutchen Pomparinella dir bringen wollte, mein lieber Vater und Herr."

Der König hatte einen Verdacht und wollte, dass der anwesende Sohn auch blase und die Rohrflöte sagte: „Spiele mich, spiele mich, undankbarer Bruder! Den Tod hast du mir gegeben, um das Reich zu erben, aber das Reich wirst du nicht bekommen."

Als der Vater das hörte, wollte er es nicht glauben, dass sein jüngerer Sohn vom Bruder ermordet worden war und er liess nachgraben, wo die Flöte gesteckt hatte. Da fand man den Leichnam. Der böse Bruder wurde schwer bestraft, während dem armen Toten ein prächtiges Leichenbegängnis gehalten wurde, so schön, wie man es niemals gesehen hatte.

 

Quelle: L. Clerici, Helene Christaller (Übers.), Märchen vom Lago Maggiore.
Nach mündlicher Überlieferung gesammelt von Luigi Clerici, Basel o. J.

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch; typografisch leicht angepasst.

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