Apfelbaum der Sarmenstorfer Einsiedelei

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Die kirchliche Verehrung, welche die drei Angelsachsen seit alten Zeiten in den Freienämtern geniessen (No. 474), wollte sich im vorigen Jahrhundert ein listiger Waldbruder zu nutz machen; er hiess Haigeli und war aus Schwaben gekommen. Bei der St. Wendelinskapelle ob Sarmenstorf baute er sich am Saume des Buchenwaldes ein mit dieser Kapelle verbundenes Haus, verschaffte sich Reliquien, die er für den Leib des heil. Firmanus ausgab und eröffnete damit eine neue Wallfahrt, die ihm viele Gaben und Geschenke eintrug.

Mit der zunehmenden Andacht der Leute wurde sein Lebenswandel immer schlechter. Seine Klause barg allerlei Waffen; nicht bloss das Wild, auch allerlei Dirnen jagte er im benachbarten Walde. Die Tagsatzung zu Baden hatte darüber bereits eine Untersuchung anstellen und ihn verwarnen lassen; er fuhr jedoch in seinem freien Leben fort, vergrösserte seine Zelle und berief sich bei allem auf ein ihm vom Fürstabt zu Einsiedeln hiefür ausgestelltes Patent. Auch als das Konstanzer-Bisthum ihn hierauf aus dem Lande wies, wendete er sich noch an Landvogt und Geistlichkeit und versicherte, wie man nur mit höchstem Frevel die Aechtheit des von ihm ins Land gebrachten Leibes des heil. Firmanus bezweifle, dass aber Gott nun durch ein Wunder dieses zu bekräftigen die Gnade haben wolle. Trete der Himmel selber ins Mittel, so werde man ihn gewiss sein Leben ferner in dieser Einsamkeit verbringen lassen.

Zum Zeichen dessen werde in dieser laufenden Winterszeit und zwar schon am nächsten Sonntagsmorgen der alte Apfelbaum vor der Wendelinskapelle voll Blätter stehen. Man that, als ob man noch auf diese Probe eingehen wolle. Am Sonntag vor Tagesanbruch schickte der Sarmenstorfer Pfarrer seinen Sigrist Stutz hinauf, um nachzusehen, wie es mit dem versprochenen Wunder stehe, und wirklich fand der Sigrist den Baum ganz belaubt. Mit dieser Nachricht war dem Pfarrer und den Gemeindevorstehern wenig gedient; schleunig gieng man daher noch im Zwielicht hin, hieb den Baum um und schaffte ihn so auf die Seite, dass man nirgend eine Spur mehr davon anzugeben wusste. Nun wurde der Eremit aus dem Lande getrieben. Pfarrer aber und Sigrist nebst den Uebrigen, welche den Baum mit umgehauen hatten, bekamen dafür von Stunde an entzündete Augenlieder, die berstend sich stülpten.

Quelle: Ernst L. Rochholz, Schweizer Sagen aus dem Aargau, Band 1 Aarau, 1856

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

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