Das Elsterngeschrei

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Wenn die Elstern wiederholt um einen herum rätschen, so muss man beten, denn es steht einem dann jedes Mal Schlimmes bevor. So pflegte die Frau des Urban Waldmaier in Münchwiler anzufangen, wenn sie auf eine ihrer Hauptgeschichten überspringen wollte, welche also lautet:

An einem Sommernachmittag arbeitete sie im Weinberge, als eine Elster wiederholt herauf geflogen kam, sich auf den nächsten Rebstecken setzte und sie heftig anschrie. Das Weib wusste wohl, dass es in einem solchen Falle das Beste sei, ein Ave Maria im Stillen herzusagen, um damit ein drohendes Unheil noch abzuwenden; als aber die Elster darauf neuerdings schreiend zu ihr kam, erschrak sie, packte zusammen und eilte heim. Auf dem Wege zu ihrem Hause trifft sie auf den Buben, ihren jungen Dienstknecht, der mit den Ochsen eben vom Heuhaus ab dem Berge hergefahren kam und so verdattert und blass aussah, als ob er noch vom grössten Elend befallen wäre. Jetzt war die Geschichte nicht mehr zu verheimlichen, und der Bub musste ihr alles haarklein erzählen. „Als wir, sagte der Bub, unsern Wagen voll Heu droben in des Chrumben Scheune einfahren wollten, in die es so jähe durchs Thor hinaufgeht, stellt sich der Meister, während ich vorne die Stiere antrieb, an den Wagen zwischen die Räder, um durch Lüpfen nachzuhelfen. Im Sprunge gieng's jetzt durch die Einfahrt hinein; der Meister aber kam dabei so enge zwischen das Wagenrad und die Steigleiter der Obertenne, dass er in der nächsten Minute an der Futterwand wäre erdrückt gewesen, wenn die angetriebenen Stiere nur noch einen Ruck weiter vor gethan hätten. Das sah der Chrumbe, der an beiden Füssen lahm, auf seinen zwei Krücken hinten in der Scheune stand. Schnell gab er den Stieren einen solchen Treff mit der Krücke auf die Schnorren (Vorderkopf), dass sie in diesem entscheidenden Augenblick wie angenagelt stehen blieben. Gottlob, dem Meister ist nichts geschehen und das Heu ist nun auch unter Dach!"

Quelle: E. L. Rochholz, Schweizer Sagen aus dem Aargau, Band 2 Aarau 1856

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

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