Das Kloster der Erdbiberli

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Vom Dorfe Frick an über den Kaistenberg und die Kinzhalde hin bis zur Stadt Laufenburg haben in den Höhlen des Jura und in den Felslöchern des Rheinufers Erdmännchen gehaust. Da schwärmten und schwirrten sie in der Wildnis herum wie Feld- oder Perlhühner, und wie diese in der Kindersprache Biberli heissen, so nannte man die Zwerge Erdbiberli. Wenn sie aber unter die Leute gehen wollten, so legten sie ihre Vogelgestalt vorher ab; sonst hätten sie nicht in Haus und Feld so gewandt mit wirtschaften können, wie sie im Dorfe Oeschgen taten oder beim Bauern auf der Kinzhalde, dem sie jährlich beim Kornschnitt halfen. Er liess ihnen dann zum Lohn für ihre Dienstfertigkeit auf jedem Acker zwei Garben stehen. Daraus buken sie Pfefferkuchen, braun, hart und vollgetupft mit kleinen Löchlein, und noch jetzt nennt man diese nach dem Namen ihrer Erfinder Biberzelten. Das berühmteste Backwerk solcher machten diejenigen, welche zunächst der Stadt Laufenburg in einer Waldhöhle wohnten, welche südlich von dem dortigen Schlosse Habsburg-Laufenburg gelegen war. Hier hatten sie ihr Waldkloster und darin ging es denn auch genau und völlig nach den Mönchsregeln her. Während die einen beten mussten und den Kirchendienst abhielten, hatten die andern den Küchendienst. Vom Nachbardorfe Kaisten aus konnte man ihrem Treiben manches Mal zusehen. Die einen hielten eine Feldprocession ab und schritten dabei in Messgewändern einher, die ihnen bis auf die Füsse reichten; und andere, die indessen die Haushaltung führten, hatten weisse Zipfelkappen aufgesetzt und über die weisse Schürze her trugen sie einen Brustriemen geschnallt, der von hölzernen Milchkellen klapperte.

Aber die Neugier der Leute liess sie nicht in Ruhe. Auch hier wurde ihnen einmal Asche in den Weg gestreut und seitdem sind sie verschwunden. Nachmals hat man bei ihrer Höhle Nachgrabungen gemacht und ist da allerdings auf Spuren einer unterirdischen Küche und auf vielfache Trümmer von Kochgeräten gestossen. Sogar ein steinernes Salzfass soll ein Arbeiter tief im Boden mit herausgegraben haben. Allein man sagt, es habe sich zugleich ein so heftiges Klingeln dabei vernehmen lassen, dass die Leute um keinen Lohn länger bei der Arbeit bleiben wollten, und nachher sei die Höhle unauffindbar zusammengestürzt.

 

Quelle: Ernst L. Rochholz, Naturmythen, Neue Schweizer Sagen, Band 3.1 Leipzig 1962     

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

 

 

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