Schellenpeter am Hallwiler-See

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

In einem Aargauer-Dorfe am linken Ufer des Hallwiler-Sees, man weiss es nicht mehr näher zu bestimmen, lebte ein junger Schmied, der Peter Mangold hiess. Es muss dies schon vor gar vielen Jahren gewesen sein, denn ein Geschlecht dieses Namens kommt nun am ganzen Seegestade nirgend mehr vor. Er war ein fleissiger und braver Mensch, der vom Morgen bis in die Nacht an seiner Esse stand. Seine Hände wurden hart, aber sein Herz blieb sanft, er nährte und pflegte die Mutter mit kindlicher Liebe, er verliess das Haus niemals, um für sich einem Vergnügen nachzugehen, das er mit der alten Frau nicht hätte theilen können.

Doch wenn die Fasnachtszeit heranrückte, da wurde der Peter regelmässig unruhig. Er singt ja stundenlang Hopser und Walzer, sagte dann die Mutter, und Hammer und Ambos muss ihm zu seiner Tanzmusik mithelfen! Wenn alsdann im Dorf zum Tanz aufgespielt wurde, war er freilich der Erste am Platze, der Leichteste im Tanze, der Artigste gegen die Tänzerinnen, der Freigebigste gegen die Musikanten. Bei einer solchen Fasnachtsgelegenheit hatte sich der Peter mit Seinesgleichen vermummt. Als sie zusammen den Tanzboden betraten, trug er an Kappe und Wamms eine so unzählige Menge kleiner Glöcklein und Schellen, dass man ihm einmüthig von Stund an den Scherznamen Schellenpeter gab. Die Mädchen wollten diesmal gar nicht von ihm lassen, er musste tanzen wie der Wirbelwind, bis er bei der Hitze im übervollen Saale und in dem Gewichte seiner Verkleidung kaum mehr athmen konnte. Er öffnete ein Fenster und kühlte sich in der Winterlust ab, die schneidend hereinzog. Schon nach ein paar Minuten fühlte er sich sehr unwohl, und als man ihm die Maske abnahm, war sein Gesicht so weiss wie der Schnee, der vor dem Fenster lag. Gleichwohl wollte er heute nicht zu den Schwachen gerechnet sein, noch einmal machte er sich mit aller Kraft an den Tanz. Kaum war er zwanzig Schritte weit gesprungen, so riss ihn der Schwindel zusammen, er war auf der Stelle todt. So war er eigentlich tanzend gestorben.

So oft es nun später in Mangolds Dorfe und Nachbarschaft wieder Tanzmusik gab, liess es ihn im Grabe nicht ruhen, und ein hundertfaches Getöne von Glöckchen und Schellen, wie er an seinem letzten Freudentage damit behangen war, durchzog lustig die ganze Gegend. Und wo ein Tänzer erhitzt sich unvorsichtig in die Zugluft stellen wollte, da erschien Mangold mit warnend erhobenem Zeigefinger, sobald man aber seines Winkes achtete, verschwand er wieder unter hellem Schellenklang.

Band 1, Quelle: Ernst L. Rochholz, Schweizer Sagen aus dem Aargau, Band 1 Aarau, 1856, Seite 297

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

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