Warum der Schnee dem Schneeglöckchen nicht schadet

Land: Mazedonien
Kategorie: Mythe/ätiologisches Märchen

Am Anfang der Zeit bekamen alle Dinge ihre Farbe. Die Erde war braun, das Gras grün, die Rose rot, der Himmel blau und die Sonne golden. Nur für den Schnee war keine Farbe übriggeblieben. Da beschloss er, die anderen zu bitten, ihm etwas Farbe abzugeben.

Zuerst ging er zur Erde. "Gib mir ein wenig von deiner braunen Farbe!" bat er. Die Erde aber schlief und antwortete nicht.

Da ging der Schnee zum Gras. "Gras, gib mir ein wenig von deiner grünen Farbe!"

Das Gras jedoch tat, als höre es ihn nicht und gab keine Antwort.

Da ging der Schnee zur Rose und fragte: "Bitte gib mir ein wenig von deiner roten Farbe!" Aber die Rose tat, als sehe sie ihn nicht und gab keine Antwort

 Jetzt fragte der Schnee den Himmel: "Bitte gib mir ein wenig von deiner blauen Farbe".

Der Himmel aber war so weit fort, dass er ihn nicht hörte.

«Liebe Sonne», rief er jetzt, «bitte gib mir ein wenig von deiner goldenen Farbe»

 Aber die Sonne ging gerade unter und hatte keine Zeit mehr zu antworten.

Traurig zog der Schnee weiter. Am Waldrand traf er ein kleines Blümchen mit weissen Blüten. Der Schnee fragte: «Kannst du mir ein wenig von deiner weissen Farbe geben?»

Das Blümchen nickte freundlich und teilte mit dem Schnee seine weisse Farbe.

Seither ist der Schnee weiss, und er verschont das kleine weisse Blümchen, das ihm von seiner Farbe gegeben hat. Die Menschen nennen es Schneeglöckchen.

Fassung D. Jaenike, nach: J.Vladislav, Warum die Bäume nicht mehr sprechen können, Prag 1976, © Mutabor Märchenstiftung

Why the snow doesn't harm the snowdrops

At the beginning of time, all things were given their color. The earth was brown, the grass green, the rose red, the sky blue and the sun golden. Only the snow had no color left. So he decided to ask the others to give him some color.

First he went to the earth. “Give me a little of your brown color!” he asked. But the earth was asleep and did not answer.

Then the snow went to the grass. “Grass, give me a little of your green color!”

But the grass pretended not to hear him and gave no answer.

Then the snow went to the rose and asked: “Please give me some of your red color!” But the rose pretended not to see him and gave no answer

 Now the snow asked the sky: “Please give me a little of your blue color”.

But the sky was so far away that it couldn't hear him.

“Dear sun,” he now called out, ”please give me a little of your golden color”

 But the sun was just setting and didn't have time to answer.

Sadly, the snow moved on. At the edge of the forest, he came across a small flower with white blossoms. The snow asked: “Can you give me some of your white color?”

The little flower nodded kindly and shared its white color with the snow.

Since then, the snow has been white, and it spares the little white flower that gave it some of its color. People call it a snowdrop.

Fassung D. Jaenike, nach: J.Vladislav, Warum die Bäume nicht mehr sprechen können, Prag 1976,  englische Fassung: L. Jaenike © Mutabor Märchenstiftung

Nord-Mazedonien ist ein Binnenstaat auf der Balkanhalbinsel in Südosteuropa. 1991 rief die jugoslawische Teilrepublik ihre Unabhängigkeit aus, es folgten bürgerkriegsähnliche Zustände sowie wirtschaftliche und soziale Probleme mit grossen Auswanderungswellen. Die politische Krise zwischen 2015 und 2017 führte zur zeitweisen Evakuierung von Teilen des Landes. Bis heute verlassen jährlich 10% der Bevölkerung das Land aufgrund von Korruption und Perspektivlosigkeit.

 

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