Bohne, Bohne, ich schneide dich!

Land: Schweiz
Kategorie: Zaubermärchen

Es waren einmal drei Brüder, die lebten mit ihren Eltern in grosser Armut. Als sie alt genug waren, wollten sie in die Welt hinaus, um sich ihr eigenes Brot zu verdienen. Da kamen sie im Wald an eine Wegkreuzung, dort teilte sich der Weg in verschiedene Richtungen. Die zwei älteren Brüder wollten nach Norden ziehen, der jüngste aber nach Osten. Bevor sie sich trennten, schnitten sie drei Kreuze in eine grosse Eiche und sprachen: «Wenn ein Jahr um ist, wollen wir uns hier an dieser Eiche wieder treffen.»
Daraufhin zogen sie los.
Der Jüngste kam immer tiefer in den Wald hinein und stand schliesslich vor einer Hütte. Er klopfte an und eine alte Frau öffnete ihm. «Mütterchen», sprach er, «habt ihr Arbeit für mich?»
«Das habe ich wohl», sprach die Alte. «Komm nur herein. Du sollst jeden Tag meine zwei grauen Katzen und meine zwei weissen Enten füttern. Machst du deine Arbeit gut, gebe ich dir nach einem Jahr deinen Lohn.»
Der junge Mann war einverstanden und trat in die Dienste der Alten. Als ein ganzes Jahr um war, bat er das Mütterchen um seinen Lohn. Da fasste die Alte in ihre Schürze, zog eine kleine Bohne heraus und gab sie dem Jüngling. Die Bohne schien ihm zwar etwas klein für einen ganzen Jahreslohn, aber er bedankte sich höflich, verabschiedete sich und zog fröhlich von dannen.
Unterwegs bekam er Lust, die Bohne aufzuschneiden, und er sprach: «Bohne, Bohne, ich schneide dich!»
Da fing die Bohne auf einmal an, ganz jämmerlich zu bitten: «Ach, lieber Junge, bitte tu das nicht. Ich will dir auch alles geben, was du verlangst!»
Das liess sich der junge Mann nicht zweimal sagen. Sein Magen knurrte vor Hunger und so sagte er: «Ich wünsche mir einen Tisch mit den feinsten Speisen darauf.»
Kaum gesagt, da stand schon ein Tischlein vor ihm, mit einem weissen Tischtuch und dem besten Essen darauf: Schinken, Kastanien, Rahm und feiner Wein. Der junge Mann griff beherzt zu, liess es sich gut gehen und fühlte sich wie ein König.
Zufrieden kam er einige Tage später zu der Eiche im Wald, wo die Brüder schon auf ihn warteten. Beide hatten ein Jahr schwer gearbeitet und viel Geld verdient. «Nun zeig uns, was du mitgebracht hast!», sprachen sie.
Als der Jüngste seine Bohne zeigte, da fingen die beiden Grossen an zu lachen und hielten sich die Bäuche. Der Jüngste aber sprach: «Tischlein, decke dich», und da erschien wieder das Tischlein mit all den feinen Speisen.
Das gefiel den Brüdern nun sehr gut. Sie assen sich satt, tranken Wein und meinten dann: «Dein Lohn ist trotzdem zu klein, denn von Brot und Wein allein kannst du nicht leben.»
Da nahm der Jüngste die Bohne, tat so, also wollte er sie aufschneiden und sprach: «Bohne, Bohne, ich schneide dich!»
Nun fing die Bohne wieder an zu bitten: «Ach, lieber Junge, bitte tu das nicht. Ich will dir auch alles geben, was du verlangst!» Da wünschte sich der Jüngste einen Esel, der Gold gibt. Und kaum gewünscht, stand der Esel schon da. Als die grossen Brüder dies sahen, wurden sie neidisch. Sie nahmen dem Jüngsten die Bohne weg und wollten nun auch das Sprüchlein versuchen und sprachen: «Bohne, Bohne, ich schneide dich!»
Doch die Bohne blieb stumm. Da schlossen sie Frieden mit dem jüngsten Bruder und gingen mit Tischtuch und Esel zusammen nach Hause zu den armen, alten Eltern. Wie die sich aber freuten! Sie konnten sich satt esssen und wurden reiche Leute.

aus: Kindermärchen aus aller Welt © Mutabor Verlag

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