Über den Bergsturz von Yvorne - À propos de l’éboulement d’Yvorne

Land: Schweiz
Region: Aigle
Kategorie: Sage

An einem schönen Frühlingsmorgen - es war der 4. März 1584 - setzte sich der Berg, der den Cirque de Luan überragte und dessen Boden durch ein Erdbeben tief aufgerissen worden war, in Bewegung. In einem kolossalen Rutsch aus Steinen und Schlamm bedeckte er das Dorf Corbeyrier, das früher weiter unten lag als heute, ergoss sich in die Ebene und begrub das schöne Dorf Yvorne unter einer dicken Geröllschicht.

Einige Tage vor dieser Katastrophe war eine Frau – so die Legende – in der Gegend gesehen worden, die von Haus zu Haus ging und um ein Nachtlager und ein wenig Nahrung bat. Sie wurde überall abgewiesen und schließlich in einem Haus namens «Vers les Rennauds» von einer Familie aufgenommen. Sie warnte diese vor dem Untergang, der über das Dorf hereinbrechen würde. Dieses Haus war eines der wenigen, die nicht verschüttet wurden. Es teilte dieses glückliche Schicksal mit einem anderen Haus, das der Familie Bonjour gehörte. Dieses Gebäude wurde durch einen riesigen Felsblock vor der Zerstörung bewahrt, der in dem darüber liegenden Weinberg liegen blieb, wo man ihn heute noch sehen kann. Er bildete einen Damm gegen die zerstörerische Flut und rettete die Familie Bonjour vor dem Tod. – In einer originalen und bewegenden Schilderung berichtet eines der ältesten Dokumente über diese Katastrophe Folgendes:

«Die Erde stürzte von oben auf das Dorf, sodass es innerhalb weniger Augenblicke bis auf ein Haus vollständig verschüttet war. Dessen Hausherr wunderte sich über das große Krachen, das er hörte, und sagte zu seiner Frau, dass er glaube, das Ende der Welt sei gekommen, und dass sie zu Gott beten sollten, damit er ihnen gnädig sei. Unverzüglich fielen sie in ihrem Haus auf die Knie und ihre Gebete fruchteten so sehr, dass die Erde, die wie gesagt herniederstürzte, in einer gewaltigen Welle über ihr Haus hinwegrollte, ohne es zu beschädigen oder jemanden zu verletzen. Selbst der Hausherr wurde nur am Kopf ein wenig verletzt, weil sein Hut durchstoßen worden war. Die anderen Häuser und Scheunen wurden alle weggerissen und fast vollständig verschüttet. – An demselben Ort geschah noch etwas anderes Bemerkenswertes: Ein zwölf oder dreizehn Wochen altes Kind wurde gesund und munter in seiner Wiege gefunden und lebte noch, während seine arme tote Mutter neben ihm war, die ihre Arme auf die Wiege gelegt hatte, um ihr Kind zu schützen, und die von den Trümmern des Hauses erschlagen worden war. – Ähnlich erging es einem Mädchen im Alter von etwa einem Jahr, das in den Trümmern eines Hauses unversehrt aufgefunden wurde. – Alle Mühlen wurden zertrümmert. Einer dieser Mühlen geschah jedoch etwas Wunderliches. Obwohl sie an einem tiefer gelegenen Ort errichtet worden war, wurden die Welle des Rades und das Rad selbst in ihrer Gesamtheit oben auf einem Hügel gefunden, der fünfhundert Schritte höher lag, als die Mühle selbst.

Im Übrigen nahm die Verwüstung zu, je weiter sich der Bergsturz ins Tal ergoss. Als er auf das Dorf Yvorne stieß, das unterhalb des oberen Teils von Corbeyrier lag, begrub er etwa hundert Menschen, manche sagten auch mehr, zweihundertvierzig Milchkühe usw. bei lebendigem Leib. Tatsächlich wurde dieses Dorf als eines der besten im ganzen Gebiet angesehen, in jeder Beziehung. Es lag an einem sanften Hang, der sich vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang erstreckte, an einem so fruchtbaren Ort, dass man von einem Stück Land jedes Jahr dreimal Weizen, Hirse und Rüben ernten konnte. Daher gab es keine Armen oder Bettler unter ihnen, sondern alle, bis hin zum Geringsten, lebten ehrlich von ihrem Eigentum und ihrer Arbeit, waren einfache, fleißige Leute, ohne schlechte Sitten, Wucher und Gerichtsverfahren, wie alle ihre Nachbarn bezeugten.

Man sagt, dass der Untergang so plötzlich kam, schneller als ein Kanonenschuss hätte abgefeuert werden können. Einige Zeugen berichteten, dass sie aus der Ferne etwa zwanzig Personen sahen, die meisten davon Frauen und Kinder, die, um sich zu retten, ins Tal rannten und in einem Augenblick getroffen, niedergeworfen und mit Erde bedeckt worden seien. Einige Männer blieben zurück, aber die meisten waren Frauen und Kinder, da fast alle Männer auf dem Feld arbeiteten. Bei dieser Heimsuchung war Gott so barmherzig, dass es kein Haus gab, in dem nicht ein Mann oder Kind am Leben geblieben wäre.

Außer dem schrecklichen Donnern der Erde, die mit einer Mischung aus Hagel und fliegenden Steinen herabstürzte, sah man viele Feuerfunken und eine große, dichte Wolke, von der ein Schwefelgeruch ausging. Diese Flut aus Erde und Steinen kam endlich zum Stillstand, als sie zwei Häuser erreichte, die sie bis zur halben Höhe der Mauern bedeckte, ohne sie sonst zu beschädigen; außerdem blieben noch sieben oder acht andere Häuser mit ebenso vielen Scheunen und einigen kleinen landwirtschaftlichen Gebäuden übrig. Diese Lawine war vom Abhang des Berges bis zu diesen beiden Häusern zwölf Morgen lang und zwölf Morgen breit; die Höhe war ungleichmäßig, betrug aber wenigstens zehn Fuß. Es verwundert im Übrigen, dass die Fläche von zwölf Morgen, auf der sich die Gebäude befunden hatten, so vollständig bedeckt war, dass es aussah, als wäre es ein frisch gepflügtes oder geeggtes Feld, ohne dass irgendeine Ruine sichtbar war, gerade so, als hätte hier niemals irgendein Gebäude gestanden.

In der Stadt Aigle fielen die Dachziegel von der Mitte des Kirchendachs, ohne dass sich die oberen oder unteren bewegten. In der Nähe des selben Ortes fiel von einem nahen Berg ein Felsbrocken herab, der in einer Spalte des Berges liegen blieb, ohne Schaden anzurichten. Mehrere Schornsteine stürzten ein und viele Mauern wurden aufgerissen, denn das Beben dauerte mehrere Tage an. In der Nähe des Dorfes Moteru (Montreux) verbreiterte sich der See von Lausanne etwa zwanzig Schritte weiter als gewöhnlich und riss durch eine Erdöffnung, wie man vermutet, einen Teil der Weinreben mit sich fort. Die Erschütterung war so heftig, dass in La Villeneuve, einer Ortschaft am Kopfende des Sees, und in den nächsten Orten die grössten und vollen Weinfässer auf ihren Boden zu stehen kamen. In der Stadt Vevey stürzten mehrere Kamine ein, und starke Mauern der Weinberge des Lavaux rutschten ab.»

Dieser Erdrutsch wurde von da an in der Gegend als «granta ovaillhe» (grande ovaille) oder der große Bergsturz bekannt. Einige Jahre später wurde ein fünfundzwanzig Strophen langes Klagelied in einem naiven Stil und mit einer sehr einfachen Melodie am Abend bei der Mahnwache gesungen.

Es endet mit einem Wunsch und einem Gebet: Gott möge allen gnädig sein und für die armen Opfer dieser Katastrophe sowie für diejenigen, die ihnen zu Hilfe gekommen sind, die gloriosen Pforten seines Paradieses öffnen.

 

Quelle: Alfred Cérésole, Légendes des Alpes vaudoises, 1885, unter dem Titel: À propos de l’éboulement d’Yvorne
Übersetzt von der Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch

 

À propos de l’éboulement d’Yvorne

Par une belle matinée de printemps, – c’était le 4 mars 1584, – la montagne qui dominait le cirque de Luan dont nous venons de parler, et dont le sol avait été profondément lézardé par un tremblement de terre, se mit en mouvement. Dans une glissade colossale de pierres et de boue, elle recouvrit le village de Corbeyrier (situé jadis plus bas qu’aujourd’hui), et se précipita vers la plaine en engloutissant, sous sa vase pesante, le beau village d’Yvorne.

Quelques jours avant cette catastrophe, une femme – dit la légende – avait été vue dans la contrée, allant de maison en maison pour trouver un gîte et un peu de nourriture. Repoussée de partout, elle finit par être accueillie dans une maison dite « Vers les Rennauds », par une famille qu’elle eut soin d’avertir de la ruine qui allait fondre sur le village. Cette maison fut une des rares qui n’ont pas été ensevelies. Elle partagea cet heureux sort avec une autre appartenant à la famille Bonjour. Ce bâtiment fut mis à l’abri de la destruction par un énorme bloc de rocher qui vint s’arrêter dans la vigne située en dessus, où on le voit encore. Il fit un barrage au flot envahisseur et sauva la famille Bonjour de la mort. – Voici ce que raconte à ce sujet, dans un récit original et touchant, un des plus vieux documents qui relatent cette catastrophe :

« La terre donna d’en haut sur le village, qu’il fut tout couvert en un instant, excepté une maison, où avint que le maistre, estonné du grand fracas qu’il entendoit, dit à sa femme qu’il croyoit que la fin du monde estoit venue, et qu’il falloit prier Dieu, à ce qu’il leur fist miséricorde. Sans delay, se metans à genoux dans leur maison, ils sentirent un tel fruict de leurs prières que la terre qui rouloit, come a esté dit, passa en forme de vague impétueuse par dessus leur maison sans l’endommager ni offenser aucun céans fors le maistre mesme, un peu blessé à la teste, son chapeau ayant esté percé. Quant aux autres maisons et granges, elles furent toutes abatues et presque entièrement couvertes. – Il avint en ce mesme lieu une autre chose notable : c’est qu’un enfant de douze ou treize semaines fut trouvé sain et sauf en son berceau et a vescu depuis, ayant auprès de soy sa pauvre mère morte, laquelle estendant ses bras sur ce berceau pour garentir son enfant avoit été toute froissée par la ruine de la maison. – Cas pareil avint à une fillette âgée d’un an ou environ trouvée sauve et entière parmi les ruines d’une maison. – Quant aux moulins, ils furent tous brisez. Une chose merveilleuse avint à l’un d’iceux. Car, estant planté en lieu bas, l’arbre de la rouë et la rouë mesme furent trouvez en leur entier, au haut d’un tertre eslevé de cinq cents pas, plus que n’estoit la situation de ce moulin.

» Au reste, la désolation s’augmenta, tant plus la terre vint à val. Car s’adressant sur le village d’Yvorne, qui estoit au dessous de ce haut de Corberi, elle ensevelit tout vif environ cent personnes (aucuns ont dit d’avantage), deux cent quarante vaches à laict, etc. De fait, ce village estoit eistimé l’un des meilleurs de tout le pays des Ligues, prix pour prix. La situation estoit sur une pente doucement estendue du levant au couchant, en lieu si fertile, que d’une mesme terre l’on faisoit chascun an trois cueilletes, de blé, de millet et de raves : aussi n’y avoit-il point de pauvres, ni de mendians entre eux, mais tous, iusques au moindre, s’entretenoient honnestement de leurs biens et travail, estans gens simples, laborieux, eslongnez de mauvaises pratiques, d’usures et de procès, au tesmoignage de tous leurs voisins.

» On dit que la ruine fut si soudaine, qu’il n’y a coup de canon qui se destache plutost que tout cela fut exécuté. Quelques uns ont testifié que de loin ils virent environ vingt personnes, la plus-part femmes et enfants qui, courans à val pour se sauver, furent en un moment accueillis, accablez et couverts de terre. Il y demeura quelques hommes ; mais le plus grand nombre fut de femmes et d’enfans ; d’autant que presques tous les hommes estoyent au labeur des champs. Parmi cette visitation, Dieu usa d’une telle miséricorde, qu’il n’y eut maison dont ne restast en vie quelque homme ou enfant.

» Outre l’effroyable tintamarre que faisait la terre tombant avec un meslange de gresle et de pierres volantes en l’air, on vid force estincelles de feu et une grosse et fort espaisse nuée, dont sortait une odeur de soulphre. Ce déluge de terre s’arresta enfin, joignant deux maisons, qui restèrent chargées, iusques à mi-hauteur de murailles, sans estre autrement endommagées; outre lesquelles restèrent sept ou huit autres maisons, avec autant de granges et quelques petits édifices champestres. La longueur de seste avallanche fut depuis la pente de la montagne iusques à ces deux maisons, la largeur de douze arpens : la hauteur inesgale, mais la moindre fut de dix pieds. C’est merveilles au reste que ceste estendue de douze arpens où estoyent les edifices, fut rendue si unie, qu’il sembloit que ce fust un gueret tout fraischement labouré ou hersé, sans qu’il y eust apparence de ruine, non plus que si iamais il n’y eust édifice quelconque.

» En la ville d’Aille (Aigle), les tuiles tombèrent du milieu de la couverture du temple, sans que celles du haut ni du bas remuassent. Près de ce mesme lieu, d’une montagne prochaine tomba une pierre de rocher, qui s’arresta sur une fente d’icelle montagne, sans faire aucun mal. Plusieurs cheminées furent abatues, maintes murailles crevassées, car le tremblement y continua plusieurs jours. Auprès du village de Moteru (Montreux), le lac de Lausanne s’avança au large d’environ vingt pas plus que son ordinaire, emportant une portion de vigne, à l’aide d’une ouverture de terre, comme l’on estimoit. Le bransle fut si violent qu’à la Villeneufve, bourgade à la teste du lac, et es lieux prochains, les tonneaux de vin (grands comme pipes) furent dressés tout pleins sur leur fond. En la ville de Vevay, plusieurs cheminées desrochèrent, et y eut force murailles esboulées es vignes de la Vaut. »

Cet éboulement fut dès lors connu dans la contrée sous le nom de la granta ovaillhe, ou la grande chute de terre. Quelques années après, une complainte longue de vingt-cinq couplets, d’un style naïf et d’une prosodie très primitive, fut chantée le soir à la veillée.

Elle se termine par un souhait et une prière : c’est que Dieu fasse grâce à tous et qu’il ouvre, pour les pauvres victimes de ce désastre, comme pour ceux qui leur sont venus en aide, les portes glorieuses de son paradis.

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