Es lebte einmal ein Mann in Klosters, der hatte ein geheimnisvolles Buch, darin waren lauter Zauberformeln. Mit diesem Buch konnte er zaubern. An einem Sonntag war der Mann in der Kirche. Seine Söhne aber waren allein zu Haus. Sie öffneten das Buch, schauten sich die Zauberformeln an und begannen eine zu lesen. Kaum waren die Worte gesprochen, so verwandelten sich die Buben in Raben und Elstern. Sie flogen um das Haus herum und krächzten ganz fürchterlich. Währenddessen sass der Mann in der Kirche. Auf einmal wurde ihm ganz seltsam zumute. Er stand auf, eilte nach Hause und hörte schon von weitem das Gekrächze und Gekreische. So schnell er konnte, sprang er ins Haus, sah das Buch offen liegen und las den Zauberspruch laut rückwärts vor. Da flatterten die Rabenvögel noch einmal müde mit den Flügeln, verwandelten sich wieder in Buben und das Unglück war gebannt.
Von diesem Tag an, versuchten die Kinder nie mehr in dem Zauberbuch zu lesen.
Fassung Djamila Jaenike, nach: Volksthümliches aus Graubünden, D. Jecklin, vollständige Neuauflage, Berlin 2014