Das Brot und die drei guten Ratschläge

Land: Schweiz
Kategorie: Novelle

In einem grossen Dorf lebten ein Mann und eine Frau, die waren so arm, dass der Mann in die Fremde gehen musste, um zu verdienen. Weit weg von seinem Dorf fand er einen guten Dienstherrn, und er blieb bei ihm sieben Jahre. Nach dieser Zeit bekam er Heimweh und verlangte seinen Lohn. Er wolle nach Hause zurück. Sein Meister gab ihm ein Brot und drei Ratschläge: Er dürfe nie über etwas schimpfen, nie von der Hauptstrasse abweichen und nie etwas im Zorn tun! Er dankte, nahm sein Brot und ging.

Am Abend kommt er in ein Wirtshaus am Waldrand, wo alles in Totenschädeln aufgetischt wird. Dies ist für ihn ein starkes Stück, und schon will er beim Wirt seinen Ärger loswerden, als er an die Ratschläge seines Meisters denkt, und er geht ins Bett.

Am andern Morgen weckt ihn der Wirt selber und sagt zu ihm: «Ihr habt nicht wegen meines Knochengeschirrs geschimpft, somit habt Ihr alle erlöst, welche ich verzaubert habe. Sie haben nämlich wegen meinen Schädeln aufbegehrt.» Danach steht der Mann auf, und der Wirt lässt aus einem Keller eine Menge Leute heraus, die er in die Erde gebannt hat. Dann zieht unser Mann mit den Erlösten weiter.

Nach einer Weile kamen sie zu einem Weg, der ein wenig schneller als die Landstrasse zur nächsten Stadt führte. Die Erlösten wählten alle diesen Weg, und sie wollten, dass auch ihr Retter mit ihnen komme. Er aber riet ihnen ab, diesen Weg zu nehmen, aber niemand nahm sein Reden ernst, und er ging allein auf der Hauptstrasse weiter.

Am Abend, als er in der grossen Stadt ankommt, vernimmt er, eine Räuberbande habe seine Gefährten getötet und ausgeplündert, kein einziger sei entkommen.

Nach einigen Tagen gelangt er bei Dämmerung in sein Dorf, und er schleicht sich zu seinem Haus. Da sieht er durch das Stubenfenster, wie ein junger Mann seine Frau küsst. Ganz ausser sich vor Wut will er den Burschen umbringen, als ihm der Rat des alten Mannes einfällt. Da ging er ruhig in die Wirtschaft, und dort vernahm er, der Bursche sei sein Sohn, der am andern Tag seine Primiz halte. Da schlief er glücklich ein, und am Morgen hörte er die erste Messe seines Sohnes. Am Abend ging er in sein Haus, wo alle sich über seine Ankunft riesig freuten.

Spät am Abend, nach dem Nachtessen, schnitt er den Kuchen seines Meisters an. Da rollten echte Edelsteine, Karfunkel, Gold- und Silberstücke heraus, so dass er weit und breit der reichste Mann war.

 

Aus: Die drei Winde, Rätoromanische Märchen aus der Surselva, Caspar Decurtins/Ursula Brunold-Bigler, Deserttina Verlag, Chur 2002. ⒸUrsula Brunold-Bigler.

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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