Die drei goldenen Äpfel

Land: Schweiz
Kategorie: Zaubermärchen

Vor vielen, vielen Jahren lebte in einem Land am Meer ein König, der war seit vielen Jahren krank, und niemand konnte ihm helfen. Eines Tages kam ein Bäuerlein vors Königsschloss und begehrte Einlass, er wisse ein Heilmittel für den König. Sie hiessen ihn herein, und als er beim König war, erklärte er, nichts könne dem Kranken helfen ausser drei Äpfeln aus dem verwunschenen Garten. Da liess der König seine drei Söhne zu sich kommen und befahl, sie müssten den verwunschenen Garten mit den drei Äpfeln suchen. Der älteste Prinz ging zuerst in die Welt hinaus, um die drei Äpfel im verwunschenen Garten zu suchen. Eines Abends kam er in einen Wald, und da bettelte ein armer alter Mann ihn um ein Almosen an. Aber er gab nichts und ritt bis zu einem Wirtshaus am Ende des Waldes. Dort lockte das Luder von einer Wirtin ihn herein und hielt ihn so lange auf, bis er sein ganzes Geld verpulvert hatte.

Da der Älteste nicht zurückkehrte, ging der mittlere Bruder die Äpfel des verwunschenen Gartens suchen. Auch der gab dem armen Mann nichts, und auch der Mittlere brachte sein ganzes Geld im Wirtshaus am Waldrand durch, und wie sein älterer Bruder wurde er, als er nicht mehr bezahlen konnte, ins Gefängnis geworfen.

Nach einem Jahr setzte sich der jüngste Bruder aufs Pferd, um die Äpfel zu holen. Im Wald begegnete ihm der arme alte Mann, aber er ritt nicht höhnisch an ihm vorbei, sondern gab ihm ein Almosen. Da sagte der arme Mann: «Ihr seid ein guter Bursche, und Ihr bekommt die Äpfel. Geht gegen Osten am Ende des Waldes am Wirtshaus vorbei, bleibt ja nicht dort! Dann geht alles gut. Bevor Ihr den verwunschenen Garten erreicht, kommt Ihr in das Land der Löwen, Bären und Affen. Seid aber recht zu diesen Tieren. Es sind alles verzauberte Menschen, die man erlösen kann.»

Zuversichtlich ritt der Prinz weiter und kam zum Reich der Löwen; die führten ihn vor ihren König. Dem sagte er, was er suche, und der König der Löwen riet ihm, mittags punkt zwölf in den verwunschenen Garten zu gehen und den eine Stunde später zu verlassen, denn um ein Uhr schlössen sich die Eisentore, dann könne niemand mehr sie öffnen. Er solle auch an ihn denken und ihm einen goldenen Apfel bringen. Die gleichen Ratschläge gaben auch die Könige der Bären und der Affen, und auch sie empfahlen sich für zwei Äpfel.

Nach einer langen Reise fand er den verwunschenen Garten. Er wartete bis um zwölf Uhr, und dann, als die Eisentore sich öffneten, trat er ein. Da sah er an einer Quelle ein wunderschönes Mädchen, hell wie die Sonne. Sie nahm ihn in ihre Arme, so weiss wie Schnee, und er erzählte ihr, weshalb er in den Garten gekommen sei. Da sagte die Jungfrau: «Suche nur die Äpfel und achte nicht auf den lieblichen Gesang der Vögel, die auf den grünen Zweigen singen! Wenn du dem Gesang zuhörst, wirst du dich vergessen und nicht vor ein Uhr aus dem Garten gehen, und dann sind wir beide verloren. Ich warte hier auf dich, denn du kannst mich befreien, wenn du mich aus dem Garten führst!»

Der Prinz verstopfte sich die Ohren mit Laub und suchte zwölf goldene Äpfel, drei für den Vater, drei für den König der Löwen, drei für den König der Bären und drei für den König der Affen. Dann nahm er die Jungfrau in den Arm, und kaum waren die beiden aus dem Garten, schlossen sich die Eisentore. Wie versprochen gab der Prinz drei Äpfel dem König der Affen und je drei den beiden ändern Königen. Alle Löwen, Bären und Affen erhielten, nachdem sie die Äpfel gegessen hatten, wieder ihre menschliche Gestalt zurück.

Die drei Könige begleiteten mit ihren Rittern den Bräutigam und die Braut nach Hause. Sie kamen in dem Augenblick zum Wirtshaus am Waldrand, als die beiden Brüder des Prinzen hingerichtet werden sollten, weil sie ihre Saufereien nicht hatten bezahlen können. Aber der Prinz befreite seine beiden Brüder, und das Luder von einer Wirtin wurde aufgehängt. In festlicher Pracht gingen alle zum König, und der wurde nach dem ersten Bissen des Apfels gesund.


Aus: Die drei Winde, Rätoromanische Märchen aus der Surselva, Caspar Decurtins, Ursula Brunold-Bigler (Hg), Desertina Verlag, Chur 2002, © Ursula Brunold-Bigler

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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