S einzig Töchterli

Land: Schweiz
Kategorie: Zaubermärchen

S'isch einisch e riche Ma gsi, dä isch König gsi. Dä König het scho sibe Söhn gha und no kei Tochter. Das het er bitter ungern gha, und er het mängist Kalender gmacht und gstunet, was er ächt au müeß astelle, as er einisch au es Töchterli überchömm.

Do verschwört er si, wenn er emol s'Glück heig mit eme junge Töchterli, so well er d'Söhn allsame derfür opfere, all sibe müeße sterbe. Dä Schwur isch au der Königin z'Ohre cho und het ihre schröckli Chummer gmacht, d'ihr chönet ech das ibilde. Wo d'Zit bald noche gsi isch, het si heimlig ihri Söhn versammlet und ne erleit, wie betrüebt aß es stang mit ihrer Zuekunft; aber si well ne helfe s'Lebe rette, und seit ne: „Chinder, ganget jetz abe vor's Schloß, verberget ech in d'Stude, aß ech niemer gseht, und betet. Und wenn's denn en Prinz git, so wei mer e rothe Fahne under s'Fenster stecke; git's aber e Prinzessi, so soll ech e schwarze Fahne am glichen Ort S'Zeiche si, d'ihr sollet flieh, so wit ech d'Füeß träge."

Die Prinze mache's so und zu ihrem Schrecke erschint derno en schwarze Fahne im Schloßfenster. Do hei die sibe Herre mit nassen Auge und große Schmerzen Abschied gno voihrem schöne Heimet, brechen uf und göi wit furt, wien e's d'Mueter befohle gha het. Nach re müesame Wanderfahrt chöme si hungrig und voll Staub wie armi Handwerksbursche in e wildi Gebirgsgeged. Jetz wo si fo Mangel hei müeße lide und mit Trüebsal zrugg denkt hei a die alti Herrlichkeit im Königsschloß, het ne s'Lebe fast welle verleide, und me darf ne's au nit zürne, wenn me denkt, wie's Unglück uf ne gritten isch.

 Do findet aber eine am Fueß vom ne Felse nes niders hölzigs Türli und obedra nes Hämmerli, und derbi isch gschribe gsi:

 

An d'Türe drümol schloh,

s'wird nanderno ufgoh!

 

Si chlopfen a und dä Felse het sich gspalte, s'Türli isch sperangelwit ufgange, die Prinze treten i und chöme in e länge sinstere Gang, und das Gwölb het si immer tiefer in Berg ine gfüert. Am End chöme si in e wunderschöne heitere Saal vom ene Zauberschloß; drin isch e Pracht gsi wie im helle Himel obe. D'Süüle vom finste Marmelstei, der Bode vo Hälfebei und goldigi Zierate drin, a de Wände si Chränz und Zöddeli ghanget vo luter Diemantsteine, die hei mit de schönste Farbe gschimmeret, no schöner als Büülharz uf em stille Wasser, und a der Decki si luter goldigi Rose an gläsige Stöcklene ghanget, so vil aß si Niemer hätt chönne zelle. Aber mitts i dem Saal isch e Tisch gstande, e deckte, dä het no meh z'luege gä als die andere Sache alli.

Mit de finste Spisen isch er belade gsi, wos cha gä, und mit dem allerbeste Wi. Jetz wo die hungrige Prinze Spis und Trank so nötig oluege und doch nit dürfen arüere, wil st frömd gsi si i dem Palast, so chunnt en schneewiße Geist, der i das Schloß verdannisirt gsi isch und seit: „Mini liebe Herre, sit nit so schüch, die Sache si grad für Euch grüstet, sitzet Jhr zweg und grifet zue. Und wenn dr mer nur no weit e große Gfalle erwise, so löt nur das Füür nie lösche, wo dört an der Wand im Chemi ewig wird müeße brönne; sunsch wenn dr's löt lösche, so fit dr mit mir unglücklig."

Druf isch dä Geist Wider verschwunde. Vo selb a hei die Prinze das Füür bstandig unterhalte; eine het derbi gwachet, die andere hei ihn i der Reihe noh abglöst. Sechs von ene hei de mittlerwil gspielt und gschlofe, gesse und trunke oder au gar nüt to — so Künst cha ne Prinz alli. Aber mit der Zit isch ne die Verzauberung doch afe lästig worde, und si wäre gern wider i der Welt überobe gsi, wo's Kumediantelüt git und Rößlispiel, Jagereien und anderi Churzwil.

Do hei si zrugg denkt, worum aß si jetz au so müeßen einsam do ibschlosse si und immer Holz alegge, und d'Antwort isch gsi, es Frauer zimmer sig einzig Schuld dra ; das heb ne die Stör anegreiset. Do hei si d'Füüst gmacht und gschwore, wenn es si sott ereigne, aß es Frauezimmer zuen ene abechömm, so Welle si i sim Bluet ihn Händ wäsche.

Deheimen im Königsschloß isch das einzig Töchterli notsno zum e liebeswürdige Fräuli ufgwachse und het heimlig vo siner Mueter vernoh , aß de Brüeder wegen ihm in d'Verbannig hebe müeße. Derno het's grüsli Bedure gha mit ene und s'Herzli isch em all Tag weicher worde und s'Augewasser isch em cho, wenn's anderi schöni Prinze i der Nöchi gseh het, und sini eigene Brüeder der Himel weiß wo. Derno fasset's der Entschluß, si ufzsueche, und wenn's laufe müeß bis ans End der Welt, bis dörthi, wo zwee schneewißi Engel mit Federe us Sankt Michels Fackte d'Erdchugele salbe.

Z'Nacht um Zwölsi het si heimlig chönne us em Schloß etrünne, reiset i d'Welt use und chunnt nach ere müeselige Wanderschaft endlig au a das Felsepförtli.

Der Gwunder het's plogt, was acht au inne dra sig, und uf die glichi Art, wie sini Brüeder, isch's derno au i de Zauberpalast ine cho. I dem wunderbare Saal het's enanderno da Herretisch erblickt mit sine schöne Sache; und wil der Hunger nit chli gsi isch, so grift's zue, nimmt aber bi jeder vo dene sibe Portione nume öppis Wenigs, aß Niemer nüt merk. Wo's wider will use, het's der Weg nümme gfunde, isch derno in der größten Angst si go verberge, so guet als s'het möge gsi.

D'Prinze, wo si erwache und wei esse, sinde derno, aß bi jedem Gedeck öppis Wenigs gschmarotzet worde sig, und hei sich d'Sach nit chönne erkläre. Was isch do z'mache gsi? Si hei gröthiget das und diesers und am End het Eine gseit, me müeß halt luege, und die Andere hei gseit, jo dä müeß luege, wo's ewig Füür z'bewache heig. Der Nöchst wo druf an d'Reihe chunnt, het ufpaßt wien e Häftlimacher, gseht richtig die schöni Prinzessi zum Tisch wandle, gseht si s'Müli spitze, gseht ihres Herzli angsthaft othme, und do isch's em ganz zitterig d'Hemlisbuesen uf und über d'Achslen ufe gange und a's Mörde het er mit keim Höörli meh denkt.

Er fasset doch Herz, goht zun ihre ane und seit: „Fräuli, s'isch mer leid, i mueß Ech das und das sage; mer si denn die und die; machet aß dr furt chömet ! " Do isch em die Prinzessi um e Hals gfalle, het briegget vor Freuden und sich z'bchönne gä und gseit, si sig eben usgange, für ihri Brüeder ufzsueche. Was meinet ihr, wien er wird es Gsicht gmacht ha, won er das ghört ?

Er het hurti das Meiteli in en Egge ihe verborge und isch's de Brüedere go achünde und seit: „Freuet ech und frohlocket: i ha das Büßeli gfange, won ab euse Pastete gschlecket het! Wenn dr en Eid thüjit, dr wellet ihm nüt z'leid thue, will ig ech's zeige."

Das hei si gmacht, und derno füert er ne ihri Schwöster i d'Arme und s'het e grüsligi Freud und es Jubilieren abgsetzt. Aber zu dem Zauberberg us hei ' si jetz doch nümm chönne, wil Niemer meh der Weg gfunde het, wenn er einisch so fürwitzig gsi isch, ine z'trampe. Jetz het das Fräuli au ihre Brüedere ghulfe der Reihe noh das ewig Füür bewache. (Gat jetz Acht, Chinder, und hebet d'Bei uf d'Bank ufe,-s'chunnt Oeppis !)

Wo si emol mitts i der Nacht bi ihrem Füür gsessen isch und Stöckli agleit het, chunnt gechlige ne Drach dur's Kamin vom Drach i de Zauberpalast bannet und verurtheilt gsi isch, das ewig Füür z'bewache, und seit: „Chinder, dr heit es guets Werk a mer tho, jetz bin ig es Chind der Seligkeit; der Zauber ist glöst, wo mi und Euch hieher gfeßlet het; i will Ech derfür dankbar si. Nehmet do vo mine Schätze, was Jedem am besten i d'Auge sticht, nehmet's, bhaltet's und heit Sorg derzue."

Jm glichen Augeblick het der Bluetstrom vomüber wundene Drach das ewig Füür usglösche ; en bläulige Dunst het de Zaubersaal erfüllt, d'Wänd si afo stieh nach alle vier Weltgegede, immer witer und witer, d'Wölbung isch in d'Höchi gstigen immer höcher und höcher, und nach wenigen Augeblicke hei die verzauberte Königschinder über sich statt goldige Rose nur no paar Sterne gseh glänze wit am Himel oben uf blauem Grund; ringsum aber, statt de Süüle mit Chränze vo Diemantsteine, rings um und um het en saftige Wald im Morgethau ne etgegezwitzeret und i der Ferni d'Morgesunne dur sidigi Wülchli über d'Berge gschimmeret. De Tisch mit sine fürstliche Spisen isch breiter und länger worde vor ihren Auge; si Hein ihm nümm möge gluege bis an's End und si halber verzückt mitts zwüsche Svis und Trank inne gstande — doben uf der schönen Erde. Und der Geist, dem si allesammt d'Retter gsi si us siner Verzauberung, het si unsichtbar begleitet zum väterliche Schloß, ihri Eltere z'erfreue und us der Verzwiflung z'rette.

 

Quelle: Sutermeister, Otto: Kinder- und Hausmärchen aus der Schweiz

Solothurn. (Nach B. Wytz Schwy zerdütsch S. 59.)

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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