S Wiehnachtschindli

Land: Schweiz
Kategorie: Legende

Es isch emal es fromms fromms Chind gsi, das sine Eltere nie Verdruß gmacht het und nie mit sine Gschwüsterti zangget und nie briegget het um nüt u wider nüt. Und alli Chinder hei's gar lieb gha, u wen es eim het chönne e Gfalle thue , so ist das si grösti Freud gsi.

Da het einisch e büst Schlang sich um vili vili Chinder gliret u het si alli welle frässe. Da isch das Chind grad vo Witem derzue cho u het gseh , wie die Schlang ds Mul uftha het u wie's ere wie-n es Für us den Auge gfahre isch. Da het das fromm Chind gar es grusams Erbarme gha mit dene Chindere und isch gleitig z'springe cho u het gschroue: „Friß, Schlang, friß mi, aber la die andere gah! "

Da het sich plötzlich die Schlang ufgliret, het die andere laufe la und isch uf das Chind zuegsprunge mit wit wit offenem Mul und fürige Auge groß wie Pfluegsredli. Und das Chindli het d'Händ gfaltet u ds Walt Gott betet, u het d'Auge zuetha u gmeint, die Schlang heb's in Eim Schluck verschlunge u lauft jetz dervo oder fliegi mit em dür d'Luft. Da het's endlech bin em selber denkt, es well doch d'Auge ufthue und luege wie's im ene Schlangebuch eigetlech usgsach.

Aber da isch es heiter u hell um ihns gsi und e Sunne het gschine, aber e vil schöneri als die wo bi-n üs schint, und es isch emene Engel i den Arme gläge, und der Engel het gar hold und fründlech ihns aglächlet u gseit, es soll nume ja nit Angst ha, er well's an es schöns u guets Ort füere, wo's Freude ha ward wie no nie und wo kei bösi Schlang sig. U dernachet isch es wit wit mit ihm gfloge, gäng der schöne Sunne zue , so daß das arm Hüdeli vor luter Glast d'Auge wider het müeße zue tue. Da het's endlech der Engel abgstellt im ene gar herrliche Garte, wo luter Sache gsi si, won es nie gseh gha het, und won es Maje gseh het , die si so schön gsi wie ds Morgeroth u ds Aberoth, u hei wit wit gschine wie Sunneschin u Mondschin zsäme. U vil tused Engeli sin em zuechegsprunge u hein em d'Händ ga und hei gsunge so schön, so schön, daß es es dücht het, der lieb Gott müeß die selber ha lehre singe.

Aber under alle dene Engeli isch keis vo dene Chindere gsi, won es vo der Schlangen errettet het, keis ein zigs, won es gchennt hätti. Da het's agfange briegge u gjammeret, es wöll doch zu sine chline Chindere , sunst chönnti ja vilicht die Schlang se doch no frasse. Da het es e Stimm ghört, die het nid vo dahär und nid vo derthär gschine z'cho, sonderen us jeder Blueme, us Aberoth u Morgeroth, us Sunneglast u Mondschin, u die Stimm het ihns gfragt: „Aber säg, gfallt es der de hie nid, isch es de hie nid schön?

,Ja, het druf das Chind Zantworlet, es gfallt mer gar wohl hie, aber i mueß doch zu mine Brüederli u Schwösterli u den an dere Chindere; was sölle die afange, wenn sie mi nümme hei? Aber wenn i die mitbringe darf, de wil i mit ihne cho u mi recht freue; o wie schön war das ! "

Da het die Stimm wider tönt und het gseit: „Das cha no nid si. U da het's wider gar grüseli briegget, daß me hätt chönne d'Händ under ihm wäsche. „Liebs Chind," het du die Stimm gseit, „briegg mer nid, hie obe darf nid briegget wärde; aber we du nümme briegge witt, so wil i dr erlaube , daß du allbeneinisch abe darfsch zu den andere Chindere, u denn darfsch du chrame Läbchueche u anderi guefi Sache, aber nume dene, wo o lieb si; u alli die, wo du ne s'Briegge chasch abgwöne, die will i de o hie ufe näh, u de channsch du ja gäng bim ene si u dihr söllet mer alli lieb si."

So het die Stimm gseit und das het du dem Chind so wohl ta, daß es nie meh briegget het u schön worden isch wie die andere Engeli. Dernachet isch es uf d'Wält gange u het de Chindere gchiamet u gäng meh nume dene wo nid briegge; u eis Chind na em andere het chönne zue-n em ufe u isch de o es Engeli worde.

Aber es het gäng wider Chinder uf der Wält gäh u gäng meh, u alli die het es lieb gha und het se welle zue sich füere i si schöne schöne Garte , wo Himel heißt. Da het's müeße-n es Eseli astelle, um all dä schön Chram z'bringe, u wil es zu so vile Chindere mueß, so chan es nume-n einisch im Jahr zu «im cho ; aber won es vo Witem briegge ghört, da springt ds Vseli mit em witer was gisch was hesch. U allbeneinisch ma-n es elei nümme cho an allein Orte, wenn es gar vili Chinder z'bsueche het oder es vil Schnee ist, daß ds Eseli nid rächt düre cha. Da nimmt es de vo dene Chindere mit, die ihm die liebste Engeli worde si, u git imene jede es Eseli u e Chram derzue; u die gange-n o sine Chindere nah u brichte-n ihm, wo si gueti u wo si bösi Chinder atroffe hei und weli einisch i sin schöne Garte cho würde. Darum, liebi Meitscheni, sit lieb, de chöme di Engeli o zu «uch, bringe-n ech Chram Jahr um Jahr u näme-n ech einisch mit i de schön Garte.

 

Quelle: Sutermeister, Otto: Kinder- und Hausmärchen aus der Schweiz, Emmental

(Mundartlich nach Bitzius: Lei den U.Freuden eines Schulmeisters 1839, II, S.256.) 

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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