Vrenelis Gärtli

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Unter den steilen Felsen des Glärnisch wohnte vor Zeiten eine Witwe. Sie besass eine grosse, schöne Alp zuoberst auf dem Berg. Dort sömmerte die Frau ihr Vieh. Ihre einzige Tochter Vreneli half ihr beim Sennen. Dieses Vreneli war ein überaus? eigensinniges und ungebärdiges Mädchen. Das freie Leben auf der Alp war ganz nach seinem Sinn. Die Mutter liess ihm nur allzu oft seinen Willen, denn Ermahnungen hätten nichts genützt. Wenn der Herbst einbrach und man mit dem Vieh wieder zu Tal fuhr, war Vreneli unglücklich und zornig; am liebsten wäre es das ganze Jahr auf der Alp geblieben. Oft schaute es vom Tal aus zum Glärnisch hinauf, stampfte auf den Boden und verwünschte den Winter und den Schnee.

Eines Tages im Spätherbst, als auf dem Berg schon Schnee lag, beschloss Vreneli in seiner Starrköpfigkeit, es wolle jetzt gleich auf den Glärnisch hinaufsteigen und auf seiner höchsten Erhebung Blumen pflanzen. Vergeblich bat die Mutter, es solle doch?Vernunft annehmen und nicht Gott versuchen. Vreneli blieb starrsinnig bei seinem Vorhaben, stülpte sich ein grosses Käsekessi über den Kopf und stieg bergan. Es kam nur langsam vorwärts, denn der Schnee lag schon hoch, und es blies ein rauer Wind. Manchmal hätte der Sturm Vreneli beinahe in die Tiefe geschleudert. Erschöpft gelangte es endlich auf den Gipfel. Dort grub es mit den blossen Händen?den Schnee weg, legte ein kleines Stück Wiese frei und setzte seine Blumen ein.?Vreneli sollte sich nicht lange an seinem Gärtchen freuen. Es begann wieder zu? schneien in grossen Flocken. Bald sah man die Blumen nicht mehr und der Kessel, den Vreneli auf dem Kopf trug, wurde immer schwerer vom Schnee. Vergeblich  versuchte es sich davon zu befreien, der Kessel drückte es unbarmherzig in den Schnee und Vreneli musste darunter erfrieren. Seit dieser Zeit ist der Glärnisch mit ewigem Schnee und Eis bedeckt; an seinem östlichen Ende erkennt man deutlich das viereckige Feld, das die Leute Vrenelisgärtli nennen.

 Quelle: aus: „Glarner Sagen“, gesammelt und herausgegeben von Kaspar Freuler und Hans Thürer, Glarus 1979

 

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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