Rache einer Hexe

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

In Ems lebte vor alten Zeiten ein Bauer; man nannte ihn den »Gschworne Christof«. Der hatte eine Magd, die war aus dem Oberlande. Zur Zeit der Heuernte ging er nun auf sein Mayensäss, um das Futter einzusammeln, hatte aber schlecht Wetter dazu, so dass er wohl mähen, aber das Gemähte nicht dörren konnte. Endlich, nachdem er alles Gras abgemäht hatte, wurde das Wetter erwünscht schön; aber nun fehlten ihm fleissige Hände, denn mit seiner Arbeit allein war wenig am Ganzen getan. Zwar war noch die Magd da - aber die lachte ihn weidlich aus und spottete seiner Bekümmernis, »sie sei im Stande, das Heu sammt und sonders in einer Stunde an Ort und Stelle zu schaffen.« Dieses kam jedoch unserm guten Christof etwas seltsam und zu buntfarbig vor und gab gerne seinen Consens, sie könne also machen, wie sie wolle. Es gelüstete ihn aber heimlich zu sehen wie das »Mensch« die Sache anpacke, und er verbarg sich durch eine Wandritze lugend. - Nun kam die Magd wirklich, mit einem Besen, tat in allen vier Winkeln des Mayensässes einen Wisch oder Strich, indem sie zugleich einen Spruch hersagte. Kaum war das geschehen, so flog das ganze Heu in die Scheune hinein und verteilte sich ganz ordnungsgemäss von selbst; dann kam die Magd, tat mit dem Besen einen Streich auf das Heu und rief: »Sitz« - und siehe da, das folgsame Gefütter rückte ganz nett auf Zweidrittel zusammen. - Den guten »Gschwornen« setzte das was er gesehen, in Entsetzen und Erstaunen, er war aber so dumm und undankbar die Magd bei dem Gericht zu verklagen; das Gericht liess nun das »Hexenmensch« verhaften, nach dem Oberland führen, wo sie als Hexe verbrannt wurde. Bevor sie aber den Feuertod erlitt, übte sie noch ihre Rache aus: Der Geschworne solle erblinden, weil er ihr heimlich zugesehen, noch mehr aber desshalb, weil er sie verraten, seine Söhne aber sollen stumm werden und bleiben, weil sie geholfen, sie zu verurteilen.

Quelle: Volksthümliches aus Graubünden, D. Jecklin, vollständige Neuauflage, Berlin 2014

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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