Hans von Bramberg

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Hans von Bramberg war ein harter, menschenfeindlicher Mann, kalt wie das Gestein seiner Burg, grausam wie der Tiger, gefühllos wie das Grab, finster wie die Nacht. Hass und Rachsucht erfüllten sein wildes Herz, das lieblos war, wie das der Hyäne. Jagd und Zechgelage waren seine Hauptbe­schäftigungen; die Genüsse des Familienlebens kannte er nicht. - Alle, die ihm untergeben, erzitterten, wenn sein tyrannisch gebietender Blick unter den buschigen schreiend-roten Augenbrauen auf sie fiel.

Als er einstens einen ganzen Tag im Gebirge mit Jagen zugebracht und Nichts erlegen konnte, zudem ein Bär seinen Lieblingshund zerrissen hatte, kehrte er, von Hunger und Durst gequält, vom Rachegefühl über den erlit­tenen Verlust entflammt, wütend wie ein angeschossener Keuler durch die Bergwaldungen herab, und schwur in fürchterlichem Ingrimm, das erste Wesen, das ihm begegne, mit seinem Waidmesser zu durchbohren. - Und siehe da, er stiess bald auf einen bleichen, hageren Mann! Fetzen nur um­hüllten seine Glieder, seine blossen Füsse waren wund, und Jammer und Kümmernis sprachen aus all seinen Zügen. Nach vollbrachter harter Ta­geslast hatte er seine Ziegen von der Weide abgeholt, um das treue Weib und die armen Kinder mit ihrer Milch zu erquicken. - »Du musst sterbenl« schrie der Tiger in menschlicher Gestalt, und griff nach dem Stahl. » Warum denn, o gnädiger Herr?« fragte angsterfüllt der arme Mann. - Die Antwort war ein Dolchstoss in die Brust des Schuldlosen, des Vaters von vier unversorgten Kindern. Er sank, - das wenige Blut entströmte dem beklommenen Herzen, und ein Fluch, ein schreckenvoller Fluch - »Möge die Mordhand dir verdorren, du und All das Deine in Jammer untergehen, und mögest du nach dem Tode dann durch Berg und Tal, und Wald und Schlucht in qualvoller Angst herumgetrieben werden!« - waren seine letzten Worte.

Schrecklich ging der Fluch in Erfüllung. Hans von Bramberg hatte keine Ruhe mehr; Alles, was er besass, ging ihm jämmerlich zu Grunde. Eines Tages, bei verzweiflungsvollem Ritte, stürzte sein bestes Pferd, er zerquetschte sich die Hand und brach den Arm, mit dem er die Mordwaffe in des armen Mannes Herz gestossen. Und als er elendiglich gestorben, ging die Sage, dass sein Jammerruf in grausenvollen Nächten viel lauter von den Bergen aus Wald und Kluft erhalle, als Sturmgeheul und Donnerrollen.

Quelle: Volksthümliches aus Graubünden, D. Jecklin, vollständige Neuauflage, Berlin 2014

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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