Freiherr Heinrich von Räzüns

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Bei der Burg Valendas hielt 1452 das Volk Gericht über den Freiherrn Jörg (Brun) von Räzüns. Derselbe hatte im Jahre 1424 zu Trons den Bund der Freiheit mitbeschworen: dann aber wurde er in die Rechberger-Fehde verwickelt, und somit seinem Gelübde untreu, indem er ein Mitglied des »schwarzen Bundes« wurde. Dieser Bund war eine Verbindung des Adels gegen die Volksfreiheit.

Als nun die siegreichen Bauern in der Schamser-Fehde durch das Domleschg zogen und die flüchtenden Söldner Rechberg\'s talauswärts vor sich her jagten, nahmen die wenigen Oberländer, die am Zuge Teil genommen hatten, den Freiherrn Jörg von Räzüns in ihre Mitte, schleppten ihn nach Valendas und verurteilten ihn, als eidbrüchig, zum Tode. - Schon war der arme Sünder auf sein Ende gefasst, als der Scharfrichter tröstend Mut ihm einsprach, es sei ja balde vorüber, denn sein Schwert sei so scharf, dass es ein Haar in der Luft zerschneide. _

Der Freiherr hatte aber einen Diener, der war ein kluger, gewandter Mann, und Der dachte, seinen Herrn zu retten. Er liess Wein und Speise genug herbeibringen, und sprach zu den Häuptern des gewaffneten Haufens: »Mein Herr hat übel an Euch gehandelt und sieht selbst ein, dass er den Tod verdient hat; nun möchte er aber vor seinem Ende noch eine fröhliche Stunde haben mit Denen, die bis anhin seine Freunde waren, und hat mich geheissen, dies Mahl anzurichten.« Das war dem Volke recht, und auch der Freiherr musste kommen; er nahm traurig zwischen den Zechenden Platz. Der Diener ging von Einem zum Andern und erzählte, wie sein Herr durch schlechte Ratgeber und eigenen Leichtsinn zum Verrate geführt worden sei, und nicht durch Feindschaft gegen das Volk, mit dem er es sonst immer so gut gemeint habe. - Als der Wein nun anfing, die Gemüter zu erheitern, gaben sich einige Stimmen kund, die für Begnadigung spra­chen. Und wie es oft geschieht, dass der Mensch in Erinnerung früherer Zeiten von dem Gefühle des Zornes und Hasses zu alter Freundschaft und Liebe zurückkehrt, so vergab auch das Volk dem Freiherrn, und aus dem Blutgerichte wurde ein Freudenfest. - Der Freiherr Jörg aber gedachte dieser Stunde und hielt fortan gute Treue.

Quelle: Volksthümliches aus Graubünden, D. Jecklin, vollständige Neuauflage, Berlin 2014

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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