Ein unbequemer Hausgast

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

In Klosters-Dörfli besass Einer ein Haus, in welchem er einen ganz kuriosen, noch mehr aber höchst unbequemen Gast sitzen hatte, welchen er durchaus nicht zu entfernen vermochte, und der obenhin noch so unverschämt war, für seinen Mühwalt als Plagegeist alle Abende eine Schüssel Milch zu beanspruchen.

Da gab ein Montafuner dem geplagten Hausbesitzer den Rat, er solle das Haus »abzimmern« und an einem andern Orte wieder aufbauen; das tat der Mann, und hatte bereits »abgezimmert« bis auf den Grund, da stieg aus dem abgedeckten Kellerraume ein sonderbarer Knirps, ein klein zornig Männlein, hervor. Das war der Hausgeist (ein Kellerbutz). Der erhob sich wie ein wälscher Hahn und drohte dem Manne, dass es ihm schlecht gehe, wenn er ihn nicht auch mit in\'s neue Haus nehme, denn sein Urähni sei schuld, dass er in\'s Haus gekommen sei, und er wolle nun auch bei ihm bleiben.

Der Mann fürchtete die drohende Gebärde des trotzigen Kleinen und liess ihn in einer Wanne in den Keller des neuen Hauses einsetzen, und auch im neuen Hause fühlte sich der Butz bald heimisch. Er hatte seine »guten« und seine »bösen« Tage; an den »guten« Tagen verlangte er zwar auch seine gewohnte Milch, tat aber den Hausbewohnern Nichts zu Leide, vielmehr hörte man ihn im Keller singen; an »bösen« Tagen aber kam er oft in den Gang geschlichen, prügelte mit einem Stocke Alles, was ihm in den Weg kam oder gab sonstigen Unfug zu Tage.

Zu vertreiben war der Unhold schlechterdings nicht. Wagte man etwa an ihm ein Leides, rächte er sich dadurch, dass er im Haus »pösselte« oder im Stall irgendwie Unheil anrichtete. War seine Plagerei auch lästig, geriet sonst Alles, was des Hausherrn war, sichtlich, denn der böse Kleine war doch auch Schutzgeist zugleich über all\' dessen Eigentum.

Und so wurde der Butz wohl oder übel im Hause gelitten. – Nach Jahr und Tag starb der Besitzer und von dieser Zeit an war auch der Geist verschwunden.

Quelle: Volksthümliches aus Graubünden, D. Jecklin, vollständige Neuauflage, Berlin 2014

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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