Die Pest (Buchs/SG)

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Im Spätsommer wollte ein Senne aus der Alp Malbun hinunter ins Tal; dort fand er nicht mehr seine Freunde und Verwandten. Die meisten waren dahingestorben. Weinend kehrte er zurück auf die Alp und wollte seinen Gefährten erzählen, wie er Jammer und Elend gesehen. Aber das Übel ergriff auch ihn, und sein Körper ward von schwarzen Beulen so entstellt, dass die Alpknechte ihren Gefährten nicht mehr kannten und daher nicht mehr in die Hütte hineinlassen wollten. Erst als er weinend und klagend um die Hütte lief, erkannten sie ihn. Mitleidig nahmen sie ihn auf, bestrichen seinen Körper mit frischer Butter und banden heilsame Kräuter auf die kranken Stellen. Drauf fielen die schwarzen Eiterbeulen vom Körper ab, und der Kranke ward gesund.

Im Herbste, als man das Vieh ins Tal trieb, irrte dasselbe lange in den Rhein-Auen umher; denn die Pest hatte die meisten Leute hinweggerissen, und niemand holte es ab.

In der Widen, bei Buchs, hatte ein Bauer zwei Söhne; der eine war einfältig, hing aber mit Liebe und Treue an seinem Vater; der andere war geschickt und witzig. Der Vater liebte nur diesen, um den andern bekümmerte er sich wenig. Als nun der schwarze Tod so viele hinwegriss, schickte der Bauer seinen Liebling auf die Alp, damit er von der Krankheit nicht ergriffen werde. Was geschah? Der einfältige Sohn, der im Tale beim Vater war, blieb am Leben, der auf der Alp starb.

Vier Fremdlinge kehrten in Buchs in einem Hause ein, wo man für zwölf Arbeiter den Tisch gedeckt hatte. Sie setzten sich hin, assen alles auf und sprachen leise miteinander. Die Leute im Hause verstanden folgende Worte: "Ich gehe in die Judengasse; du gehst an den Sevelerberg; dann wollen wir fleissig niedermähen." Drauf wollten die Fremdlinge bezahlen, aber man nahm ihnen nichts ab. Freundlich dankten sie und zogen weiter. Alsobald begann der schwarze Tod; am Sevelerberg starb fast alles weg.
N. Senn, Chronik.
 

Quelle: Sagen des Kantons St. Gallen, Jakob Kuoni, St. Gallen 1903, Nr. 120, S. 57f

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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