Eine Kyburgerin gründet Frauenfeld

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Eine Kyburgerin gründet Frauenfeld

Eine Tochter aus dem Hause Kyburg hatte einst auf der Jagd, zu der sie mit ihrem Vater und vielen Edelleuten ausgeritten, den jungen Herren auf Seen, einer kleinen Burg bei Winterthur, kennen gelernt und eine tiefe Neigung zu ihm gefasst. Sie gelobte, ihm als Gattin zu folgen, wohin es auch sei. Allein, die stolzen Grafen, ihr Vater und ihre Brüder, wollten von der Verbindung einer Kyburgerin mit einem armen Ritter nichts wissen.

Ihrem Schwure getreu aber trotzte die Jungfrau dem Unwillen der Ihrigen. Sie floh aus dem väterlichen Schlosse und begab sich mit ihrem Geliebten zum Abte des Klosters Reichenau, über dessen thurgauische Besitzungen der mächtige Graf von Kyburg Schirmvogt war. Dem geistlichen Herrn lag sie bittend um Rat und Hilfe an. Der erzeigte sich ihr gnädig und anerbot ihr bei seinem Hofe Erchingen auf dem rechten Ufer der Murg einen steilen Felsen, am äussersten Ende der Grafschaft Kyburg gelegen. Dort solle sie unter seinem Schutze eine feste Burg bauen zum Schirme ihrer Liebe. Ihrer Heimat nahe, könne sie daselbst auch ihr Anrecht auf das väterliche Stammrecht wahren.

Die junge Gräfin tat nach diesem Rat. Die Burg erstand, Häuser der Dienstmannen reihten sich daran, und bald erhob sich ein Städtchen um den Turm. Damit sie jedoch ihres neuen Besitztums sicher sei, übergab sie Burg und Städtchen dem Herrn von der Reichenau und empfing sie von ihm wieder zu Lehen.

Der Abt wusste in der Folge die zürnenden Grafen von Kyburg mit ihrer Tochter und Schwester und deren Gemahl auszusöhnen.

So ist nach der Sage die Hauptstadt des Thurgaus gegründet und zu steter Erinnerung an das gräfliche Edelfräulein, das seinen Gatten sich selber erwählt und standhaft zu ihm gehalten, Frauenfeld genannt worden. In das Stadtwappen aber ward der kyburgische Löwe aufgenommen, den eine Jungfrau an goldener Kette führt. Dem Volke ist dieses Zeichen vom „Fräuli mit dem Leuli“ ein Sinnbild des Sieges, den die Liebe über den Iöwenmässigen Zorn des Vaters davongetragen.

Quelle: K. W. Glaettli, Zürcher Sagen 1970, Oberland
Büchli‚ I, 146.
In den Notizen von P. Corrodi sind noch folgende Quellenangaben zu Kyburger-Sagen zu finden: a) Helvetischer Volksfreund für das Jahr 1799; b) Neues Schweizerisches Unterhaltungsblatt für gebildete Leser aller Stände, 6. Jahrgang, 1848; c) Katholische Schweizerblätter, Bd. IV.

 

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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