Der Kirchhof von Sellenbüren

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Der Kirchhof von Sellenbüren

In der Nähe des Dörfchens Sellenbüren ist ein stilles, heimeliges Plätzchen. Die Überlieferung will, dass hier die Edlen dieses Ortes begraben liegen. Es soll auch eine Kapelle daselbst gestanden haben. Doch bemerkt man heute weder von den Gräbern noch von dem Kirchlein die geringste Spur. Hinter dem Kirchlein ist ein grosser Schatz verborgen, aber gute Geister hüten ihn, dass er nie einem Sterblichen zuteil werde. Ein unschuldiges Büblein hat aber vor vielen, vielen Jahren einmal dem Treiben der Schatzwächter zuschauen können.

Dieses Knäblein suchte im Walde Beeren. Da hörte es durch die Büsche ein seltsames Klingen. Es lief dem Klange nach und kam zu einer Waldwiese. Da war es, als ob’s Sterne geregnet hätte auf das Wieslein, so dicht lagen Gold- und Silberstücke herum. Dazwischen huschten wunderbare Gestalten, nicht grösser als das Büblein selbst. Sie trugen weisse, glänzende Kleidchen und Kränze von hellen Sternblumen in den goldenen Locken. Aber daneben trugen hässliche Zwerge mit grauen Augen und langen Nasen immer neue Säcke voll Geld herzu. Auf Anweisung der schönen Geister leerten sie die Säcke, und das war es, was das liebliche Klingen verursachte.

Lange schaute der Knabe unbemerkt dem sonderbaren Treiben zu, aber endlich trieb ihn eine unwiderstehliche Lust nach dem blitzenden Gelde unter die geschäftigen Wesen. „Gebt mir auch von dem schönen Spielzeug!“ bat er. Die lieblichen Geister winkten ihm, zu nehmen, aber die Zwerge blickten grimmig nach ihm. Rasch füllte das Bürschlein seine Taschen und eilte, von heimlichem Grauen gejagt, heim zur Mutter. Dort erzählte er, was er gesehen. „O, du Glückskind!“ rief die Mutter aus, „du hast den Schatz gefunden. Komm hurtig und zeige ihn dem Vater und mir!“ Der Kleine führte sie hin. Aber wenn er noch so bestimmt versicherte, er sei an der Stelle, so fand sich doch keine Spur mehr von dem reichen Segen, und für die Wahrheit seiner Worte zeugten nichts als die funkelnden Taler, die der gute Wille der Schatzhüter ihm gelassen.

Quelle: K. W. Glaettli, Zürcher Sagen 1970, Knonauer Amt
Nach Herzog I, Nr 230, leicht gekürzt; Meyer, S. 10; Baur, Nr. 7; Lienert, S. 80; Sauber, S. 52. Die Freiherren von S. waren Gründer der Klöster St. Blasien und Engelberg.

 

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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