Der Name Altdorf

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

 In graualter Zeit stand ein Dörflein am Südwestfusse des Gruonberges. Da es von Rübenen und Steinschlägen zerstört wurde, zogen die Einwohner aus und liessen sich in der Mitte des Tales nieder, da, wo gegenwärtig an der Attinghausenerstrasse die »Zwyerkapelle« sich erhebt. An der Stelle der Zwyerkapelle soll die Kirche gestanden und im Holdermätteli, das durch die Strasse von der Kapelle getrennt ist, ein Friedhof die Toten aufgenommen haben. Alte Leute, besonders aber die Besitzer des Holdermätteleins, behaupten, es seien Totengebeine von riesig grossen Menschen zu Tage gekommen, als man das alte Bauernhaus aus dem 17. Jahrhundert im Holdermätteli gebaut und den tiefen Keller darinnen ausgegraben habe. Aber hier war die Ansiedelung noch schlimmer gebettet; sie hatte zwei gar schlimme Nachbarn, die Reuss und den Schächen, wilde Bergwasser, die sich zu Zeiten recht ungestüm aufführten und nicht bloss die leichten Gebäude zerstörten, sondern auch den Menschen Grund und Boden unter den fliehenden Füssen wegfrassen. Da sprachen sie zu einander: »Wir wollen in das alte (d.h. ehemalige) Dorf zurückkehren«, und zügleten wieder an den Fuss des Gruonberges. Daher der Name Altdorf für den Hauptort des ältesten schweizerischen Standes.

Nach anderer Aussage sei das erste oder zweite Dorf gestanden an der Stelle des heutigen Bahnhofes; das alte (ehemals Tannersche) Haus in Gebrüder Gammas Langmatt habe als Rathaus gedient, und der Hochaltar der Kirche habe sich genau an der Stelle erhoben, wo vor dem Bau des Bahnhofes das sogenannte »Friärächäppäli« in der Kreuzmatte, ein schöner Rundbau, der jetzt durch ein neues Bethäuschen an der Hausmauer ersetzt ist, seinen Platz einnahm. Später seien die Menschen, von Reuss und Schächen bedroht, an den Fuss des Gruonberges übersiedelt und hätten das Dörflein ungefähr an der Stätte der jetzigen Hammerschmiede am Wege nach Bürglen aufgebaut (also beim Turm der Herren von Utzingen). Dort sei es verbrannt und hernach auf den heutigen Standort verlegt worden.

Die Gegend beim Zwyerkapellchen hiess früher und heisst teilweise heute noch Maggingen. Sowohl bei der Zwyerkapelle als auch beim Kapellchen am Hause in der Kreuzmatte, jetzt Gasthaus zum Bahnhof, macht, jedenfalls seit altem, die feierliche Flurprozession an Christi Himmelfahrt Halt, und der Priester erteilt hier den Segen. Früher mag statt der Kapelle ein Feldkreuz gestanden haben, daher der Name Kreuzmatt. Auch der untere oder mittlere Teil von Löwenwirt Arnolds Grossmatte, wo die Flurprozession ebenfalls vorbeizieht, hiess ehemals Kreuzmatte, und die Gegend war Unterroyen benannt.

Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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