Der Name Flüelen

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Vor Zeiten, als das stattliche Dorf Flüelen am Südende des Urnersees noch nicht bestand, erhob sich in sehr fruchtbarer, gesegneter Gegend, heute Winkel und Gruonmättli, damals Blumenau oder Blumenfeld geheissen (urkundlich hiess die Gegend Gronon), am Gruonbach eine Häusergruppe, worinnen ein übermütiges, weil mit Glücksgütern überhäuftes Völklein eines sorglosen Daseins sich erfreute. In dem Wald ob dieser Gegend verlor eine alte Hexe einen Ring, und da sie ihn nicht mehr finden konnte, liess sie in der Täube hinter Zeisig eine Rübi an, die den Gruonbach hinterschwellte, dass sich ein See bildete. Eines Abends rief das Wildmandli, das auf Zeisig oder auf dem Gibel eine aussichtsreiche Heimstätte bewohnte, hinunter in das Tal und das Dörflein: »Fliähnt, fliähnt iähr Lyttä, fliähnt hinder ds Fliäli, d'Ringgäribi chunnt!« Aber die Menschen achteten nicht auf die wohlgemeinte Warnung. Am nächsten Abend hörten sie die nämliche Stimme, ebenso am dritten. Da rissen doch endlich einige Leute ihr Häuschen ab, packten ihre Sachen zusammen und zogen an das Südende des Sees hinter das Flüeli am Fusse des Gruonberges. Eines Nachts brach dann der See im Gruontal aus und wälzte sich mit einer fürchterlichen Schuttmasse über das blühende Gelände, begrub die zurückgebliebenen Menschen und ihre Häuser hoch unter ihrem Schutt und verwandelte die blühende Gegend in ein ödes, grausiges Trümmerfeld. Jene, die geflohen waren, bauten ihre Häuslein wieder auf und gründeten ein Dörflein, das sie Flüelen nannten, weil es hinter dem Flüeli oder unter »dä Fliälänä« steht. Noch zu Menschengedenken sollen im Dorfe Flüelen drei Häuschen gestanden haben, die aus jenem Dörfchen am Gruonbach unter die Flühe transportiert worden; eines davon sei jenes, das jetzt von Landjäger Mattli bewohnt wird. Auch die Kapelle wurde verschüttet; sie steht noch unter dem Schutte; würde man am rechten Ort graben, so würde man mit wenigen Spatenstichen auf die Spitze des Kapellentürmchens stossen.

Joh. Jos. Kempf, 90 J. alt; N. Gisler, Zeisiger, 70 J. alt; Michael Walker, 60 J. alt, u.a.

Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

Diese Website nutzt Cookies und andere Technologien, um unser Angebot für Sie laufend zu verbessern und unsere Inhalte auf Ihre Bedürfnisse abzustimmen. Sie können jederzeit einstellen, welche Cookies Sie zulassen wollen. Durch das Schliessen dieser Anzeige werden Cookies aktiviert. Details finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Cookie Einstellungen

Diese Cookies benötigen wir zwingend, damit die Seite korrekt funktioniert.

Diese Cookies  erhöhen das Nutzererlebnis. Beispielsweise indem getätige Spracheinstellungen gespeichert werden. Wenn Sie diese Cookies nicht zulassen, funktionieren einige dieser Dienste möglicherweise nicht einwandfrei.

Diese Webseite bietet möglicherweise Inhalte oder Funktionalitäten an, die von Drittanbietern eigenverantwortlich zur Verfügung gestellt werden. Diese Drittanbieter können eigene Cookies setzen, z.B. um die Nutzeraktivität zu verfolgen oder ihre Angebote zu personalisieren und zu optimieren.
Das können unter Anderem folgende Cookies sein:
_ga (Google Analytics)
_ga_JW67SKFLRG (Google Analytics)
NID (Google Maps)