Die entlarvte Grabbeterin

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Es war einmal eine Frau, die auf Bestellung der Leute bei den Gräbern der Verstorbenen auf dem Friedhof Gebete verrichtete und im Rufe der Frömmigkeit stand. Man hielt grosse Stücke auf ihr, denn sie mumpfelte und murmelte, als müsste sie allein alles erbeten. Nun betete eines Tages eine Witwe, deren Mann kurz vorher gestorben, ebenfalls am Grabe ihres Seligen und hatte ein etwa fünfjähriges Töchterchen bei sich. Das unschuldige Kind hörte der bestellten Grabbeterin, die ihre Gebetsformeln halblaut leierte, aufmerksam zu und schaute unablässig auf ihre arbeitenden Lippen. Und jetzt verstand es, dass sie das folgende famose Gebet haspelte:

»Stägäli, Stägäli, üff und abb,
Tyfel nimä-n-usem Grabb.«

»Loss Müetter,« lispelt jetzt das Mädchen, »loss, wiä diä bättet!« Und nach langem Nöten gab die Mutter nach, spitzte auch ihre Ohren und vernahm den nämlichen Vers. Aber jetzt musste die Hexe nicht mehr über die Gräber beten!

Zäzilia Gisler-Walker. 70 J. alt

Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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