Das geschonte Füchslein

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

a) Im Laueli zu Seelisberg, nahe an der March gegen Emmetten, lotzte ein Seelisberger den Füchsen. Gar nicht so lange musste er warten, bis so ein Rotröckler erschien. Der tat aber ganz sonderbar. Einige Schritte von der Beize entfernt, stellte er sich auf die hintern Beine, tanzte und machte allerlei Faxen, het ggeugglet. Dem Jäger passte das nicht; er dachte, das sei kein rechter Fuchs, und machte sich davon; obwohl er ganz nahe an dem wunderlichen Tiere vorbeischritt, tat dieses doch »nitt mutz«. »Hock dü jetz da, solang as d'witt«, sagte er bei sich selber und ging nach Hause. Fünf oder sechs Jahre später kam er in einer fremden Gegend, wo er Geschäfte halber sich einige Zeit aufhalten musste, in eine Herberge, und da wurde er sehr freundlich aufgenommen, reichlich und köstlich bewirtet. Als er am nächsten Morgen seine Schuldigkeit zahlen wollte, schaute ihn der Wirt so an und fragte: »Habt ihr nicht in dem und dem Jahre an dem und dem Abend zu Seelisberg in Uri auf die Füchse gelauert und ein Füchslein geschont, das sich euch stellte und seine Kapriolen machte?« Der Seelisberger musste »ja« sagen, und der freundliche Gastwirt fügte noch bei: »Es war gut, dass ihr nicht geschossen habt, sonst würde ich jetzt nicht mehr leben. Ich musste da mals als Fuchs wandeln und bin an jenem Abend von Bann und Zauber befreit worden.« Und er dankte dem Seelisberger sehr herzlich und nahm von ihm keinen Rappen an.

Jos. Maria Aschwanden, Seelisberg

b) Das Füchslein schnupperte an der Beize. Der Jäger legte an und zielte. Da kehrte sich das Tier gegen den Jäger, stellte sich auf die Hinterbeine und hob die Vorderpfoten an die Brust, wie wenn es »bitte, bitte« machen wollte. So dreimal. »Syg's, was well!« dachte der Jäger und ging heim ohne abzufeuern. – Im Wirtshaus wartete ihm eine schöne Tochter auf und sagte: »Befehlet und esset und trinket, was euch gut dünkt, es kostet euch nichts.« – »Ja, wieso denn?« – »Ich war das Füchslein, das ihr an jenem Abend geschont habt. Meine Mutter hatte mich in Fuchsgestalt verwandelt und an jenen Ort verbannt.« Jäger und Wirtstochter heirateten einander.

Hans Aschwanden, 50 J. alt, Isental

Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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