Teufelsbockbart

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Ein armer Bauer von Seelisberg arbeitete auf der Marcht am Holze. Mit Gott und der Welt unzufrieden, verfluchte er Armut und Arbeit, schwor alle Wetterzeichen und wünschte den Teufel herbei. Da kam ein Mandli des Weges, das er für einen Staudenhauer anschaute. Es wünschte ihm freundlich den guten Tag und fragte teilnahmsvoll, warum er so unzufrieden sei. Die freundliche Rede tat dem Seelisberger wohl, und er taute auf, klagte sein Elend und schloss seine Jammerlitanei mit den Worten: »I wett bald einisch liäber, der Tyfel nähm-mi!« Das Mandli tröstet ihn: »Musst nicht verzweifeln! Du musst Geld genug haben, wenn du mir treu sein willst.« Der Holzer erklärte sich zufrieden und versprach ihm, treu zu bleiben. Der Fremde gab ihm jetzt seine Adresse: »Teufelsbockbart, Zürich, Jakobstrasse Nr ...« und die Anweisung, er solle, wenn er Geld benötige, ihm schreiben und den Brief in irgend einen Postkasten werfen, er werde dann schon anlangen, ohne den Postbeamten in die Hände zu fallen. Dann übergab er ihm noch ein Büchlein, das solle er durchlesen und studieren, dann werde er das Gewünschte erhalten. »Aber treu bleiben! und dem Wybervolch und dem Schwarzen (Geistlichen) nichts sagen!« Und langsam marschierte der Nothelfer davon.

Als der Seelisberger zum ersten Mal in dem Buche blätterte, las er, wie man in den Alpen Schaden anstiften könne. Das gefiel ihm doch nicht, und er erzählte der Frau von seinem sonderbaren Erlebnis. Diese wollte das Buch sogleich zum Herrn Pfarrer tragen, aber der Mann konnte sich doch nicht davon trennen und versteckte es im Gaden unter einem Dillbaum. Da kam am Abend das Mandli wieder, machte ihm Vorwürfe, er sei nicht treu geblieben, und fragte, wo das Buch sei. Der Bauer log, er habe es versteckt und könne es im Augenblick nicht holen. Nun machte sich der Fremde wieder zum Gaden hinaus; der Seelisberger schaute ihm nach und sah, dass er im weichen Boden die Spur von Pferdefüssen eindrückte. Jetzt hatte er genug gesehen, und das famose Büchlein wanderte zum Pfarrer.

Jos. Maria Aschwanden, 60 J. alt

Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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