Das grüne Fröschlein

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

 Ein Bürgler zog alle Jahre einmal mit Walenvieh »in das Wälsche hinüber« an die italienischen Herbstmärkte. Einst sagte ein Wirt, bei dem er gewöhnlich einkehrte, zu ihm: »Ihr Urner habt, wie ich gehört, einen Geldscheisser; bringt mir auch mal einen, ich könnte ihn brauchen.« Der Urner versprach ihm einen. Im nächsten Jahre aber vergass er es, und erst auf halbem Wege kam ihm sein Versprechen in den Sinn. Und siehe! Kaum gedacht, hüpfte so ein kleines, grünes Fröschlein daher, das man im Aberglauben »Allarünä, Allrünäli« nennt. Wenn man einem solchen Geld unterlegt, so scheisst es immer das Doppelte dazu. Aber man muss ihm die Ordnung und Reinlichkeit halten wie einem Kind. Wer aber stirbt, während er eine Allarünä besitzt, ist des Teufels, und wenn sie in die dritte Hand kommt, so wird sie der Besitzer nicht mehr los und ist unrettbar dem Höllenfürst verfallen. Der Urner packt das Tierchen, verwahrt es in seinem Schnupftabakdruckli und kramt es dem Wirt, der es mit Freuden in Empfang nimmt. Im folgenden Jahre kam dieser jubelnd dem Urner entgegen und sagte, er sei jetzt ein reicher Mann. Da erschrak der Viehhändler und bekannte später alles seinem Beichtvater. Dieser erklärte ihm, er müsse den Wirt auf die Gefahr aufmerksam machen, in der sein Seelenheil schwebe. Das machte er, und der Gewarnte sann darauf, das Fröschchen loszuwerden. Auch er ging zu einem Kapuziner, der ihm nach langem Besinnen sagte, er solle es ihm bringen, was der Wirt freudig tat. Der Pater hängte es in einem Tüchlein an der Oberdiele seiner Zelle auf. In der folgenden Nacht entstand ein furchtbarer Lärm vor dem Kloster; eine Bande unbekannter Kerle tobte und schrie: »Gebt den Gefangenen heraus! gebt unsern Hauptmann heraus!« Der Guardian wusste von allem nichts. Er fragte die Patres, ob einer von ihnen etwas wisse. Aber keiner konnte eine Auskunft geben. Es war ein grosser Schrecken im Kloster. Da kam es dem Obern in den Sinn, dass er einen Pater, den einfältigsten von allen, noch nicht berufen und gefragt habe. Am Ende hat der noch in seiner »Dümmi« etwas Dummes angestellt! Sofort liess er ihn kommen und examinierte ihn und schickte ihn, nachdem er bekannt hatte, an die Pforte, um mit der Bande zu verhandeln. Der einfältige Mönch verlangte von ihnen neun Säcke voll Gold. Im Nu waren diese da, noch tropfend von Meerwasser! Und jetzt wurde der Gefangene herausgegeben.

Mitget.: Pfr. Jos. Arnold; Frz. Zgraggen, Schattdorf

Ähnlich in Ursern.

M.A. Schmid, 78 J. alt

Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

Diese Website nutzt Cookies und andere Technologien, um unser Angebot für Sie laufend zu verbessern und unsere Inhalte auf Ihre Bedürfnisse abzustimmen. Sie können jederzeit einstellen, welche Cookies Sie zulassen wollen. Durch das Schliessen dieser Anzeige werden Cookies aktiviert. Details finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Cookie Einstellungen

Diese Cookies benötigen wir zwingend, damit die Seite korrekt funktioniert.

Diese Cookies  erhöhen das Nutzererlebnis. Beispielsweise indem getätige Spracheinstellungen gespeichert werden. Wenn Sie diese Cookies nicht zulassen, funktionieren einige dieser Dienste möglicherweise nicht einwandfrei.

Diese Webseite bietet möglicherweise Inhalte oder Funktionalitäten an, die von Drittanbietern eigenverantwortlich zur Verfügung gestellt werden. Diese Drittanbieter können eigene Cookies setzen, z.B. um die Nutzeraktivität zu verfolgen oder ihre Angebote zu personalisieren und zu optimieren.
Das können unter Anderem folgende Cookies sein:
_ga (Google Analytics)
_ga_JW67SKFLRG (Google Analytics)
NID (Google Maps)