Das Heidenweib an der Lägern

Land: Schweiz
Region: Zürich Unterland
Kategorie: Sage

Das Heidenweib an der Lägern

Im unteren Wehntal lebten zwei wackere Müllersleute zusammen mit ihrem braven Sohn Joseph oder Seppli. Als dieser einst in einem Lengnauer Wirtshaus bis zur Mitternacht getanzt hatte, bemerkte er auf einer Bank eine fremdartige, fein gekleidete Frau, mit der er kurzerhand noch einen fröhlichen Kehraus machte. Dann wollte er seine Tänzerin nach altem Burschenbrauch heimbegleiten. An der Tiefenwaag vorbei und durch Ehrendingen führte ihr Weg bergwärts nach der Lägern. An deren Fuss aber verabschiedete die schöne Frau den verdutzten Müllerseppli und soll ihm nach der Sage befohlen haben, um die Mittagszeit wieder hier zu sein, damit er sehen könne, wo sie daheim sei. Als dieser nach dem „Imbisesssen“ zur Stelle gekommen sei, habe ihn seine Tänzerin erwartet, ihm einen Strauss Schlüsselblumen überreicht und erklärt, sie sei schon seit Jahrhunderten durch den Fluch ihrer Mutter in diesen Berg verbannt, weil sie einst einen Liebhaber, der den Eltern zu arm gewesen sei, nicht habe verlassen wollen. Weiter berichtete die sonderbare Frau, sie dürfe alle hundert Jahre einmal für drei Tage ins Freie, und wenn alsdann ein braver Jüngling mit Schlüsselblumen ihr in den Berg nachfolge, werde der Bann gebrochen und sie erlöst, und heute sei gerade der letzte Tag. Der Bursche sei ihr nun mutig nachgegangen bis zu einem grossen Felsentor, hinter dem es von Gold und Silber geglänzt habe. Plötzlich seien aber zwei feuerspeiende Drachen aus dem Innern hervorgekommen, und der erschrockene Seppli sei heimgerannt und nach drei Tagen an Herzweh gestorben.

Nach einer anderen Sage habe einst ein Büblein in der Nähe dieser Höhle einen am Wege liegenden Schlüsselblumenstrauss aufgelesen und heimgebracht. Dort seien alle Blüten über Nacht golden geworden. Nun hätten sich die Eltern und Nachbarn des sogenannten Heidenweibes an der Lägern erinnert und gedacht, dieser Schatz könne von ihm herkommen. Mit Säcken und Körben seien diese Goldsucher bergwärts gegangen, hätten aber das Felsentor gar nicht gefunden und seien nachher eine Zeitlang wie von Sinnen gewesen.

Quelle: K. W. Glaettli, Zürcher Sagen 1970, Unterland
Wörtlich nach Hedinger, S. 10. Seine Quelle: Rochholz, Sagen I, S. 257. Hier mit den Motiven a) Tänzerin berührt den Boden nicht; b) Wenn ein braver Jüngling die Schlüsselblume auflese, die sie (selber) gebrochen, und ihr damit in den Berg folge, so sei sie erlöst.
Die erste Sage spielte sich teilweise im benachbarten Kanton Aargau ab, aber das erwähnte und seither wohl zerfallene Felsentor könnte doch im Zürichbiet gestanden haben, denn es wurden an der Lägern um 1830 etwas Braunkohle und um 1760 in Boppelsen 60 Zentner Bohnerz verwertet. Diese Angaben nach Hedinger S.11.

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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