Türschwellen

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

a) I ds Riädligers, im altä Hüs am vordärä Mihlibach, sygs wiättig umghyrig gsy. Und darnah, wo sy das nyw Hüs 'püwä heiget, syg-nä gratä wordä, sy sellet de ja nid eppä-n-eppis vo der altä Tiräsellä zum nywä Hüs verwändä, sy sellet-si i Mihlibach appä reischtä; uder, ob der ganz Selläboim? i mein-es schiär gar.

Theresia Gisler, 73 Jahre alt, Spiringen

b) »Ja, disä het gseit, är wett iberall ibernachtä, nur nit ufärä Tiräsellä. Ja, da passiert vill! Das ha-n-i mängisch g'heert sägä.« Jä, was passiert de da? – »Halt Geister! – Geister passieret da.«

Anton Stadler, Bürglen

c) Noch zu Menschengedenken waren fast zu unterst in der Gross- oder Mettmatte in Altdorf am Gässli gegen Bürglen Trümmer eines ehemaligen Steinhauses zu sehen. Im Türgricht dieser Ruinen, so sagte man, hatten die armen Seelen Gerechtigkeit, da konnte man sie nicht wegbannen.

Jakob Hartmann, 80 Jahre alt.

d) Niemals soll man aus einem alten Haus das Türgricht in das neue Haus nehmen, sonst kommen auch die armen Seelen, die in diesem Türgricht oder im Hause überhaupt Gerechtigkeit haben, in das neue Haus. – Im Türgricht haben überhaupt die armen Seelen Gerechtigkeit. Nie soll man quer auf die Türselle sitzen, dass einem die aus- und eingehenden armen Seelen über die Glieder schreiten müssen, auch nie im Türgricht stehen bleiben; die armen Seelen sollen immer freien Durchpass haben. Solche, die auf der Türselle sassen und so den Eingang versperrten, haben geschwollene Beine bekommen.

e) Niemals soll man abends nach Betenläuten im Hausgang die Türen gegeneinander offen lassen, sonst haben die Geister das Recht des Durchpasses.

Niklaus und Josef Maria Gisler, Schächental

Franz Jos. Zurfluh, Reusstal, und a.

f) An einem Ort im Schächental wollten sie den Sellabaum heizen und warfen ihn in den Ofen ins Feuer. Aber da fing's an zu krachen da drinnen etwas furchtbares, und es schlug die Flammen gänzlich zum Ofen hinaus. Da redeten sie den Geist an, und er sagte, er sei im alten Haus unter der Sella der Erlösung nahe gewesen, so aber müsse er nun warten bis zum Jüngsten Tag.

Karl Gisler

g) Wer im Schächental ein altes Haus niederreisst und ein neues aufbaut, wird niemals den Sellabaum (Block, der zugleich die Haustürschwelle bildet) des alten Hauses in das neue hinübernehmen; er muss verlochet oder verreistet werden, andernfalls würden die Geister und das Unglück des abgeschlissenen Baues in den neuen herüberziehen.

Als man vor einigen Jahrzehnten im »Schlänggen« ob Unterschächen das neue Haus baute, hat man den alten Sellabaum verlochet im »untern Wängi«, aber ob Riedertal hat man ihn ins Ripplital hinunter gereistet. Einige Zeit später bemerkte man eines Morgens daselbst einen auffallenden frischen Erdgeruch – äs het merkwirtig g'härdelet –; man hielt Umschau und entdeckte, dass an jener Stelle, wo der Holzstamm hinuntergeworfen worden, ein bedeutender Erdschlipf sich losgelöst hatte – äs hed ä Bruch üsäzerrt g'ha –, obwohl die Erde trocken war und es längere Zeit nicht mehr geregnet hatte. – Statt des Sellabaumes kann man auch den Firstbaum verlochen oder verreisten.

Pfarrer Jos. Arnold und a.

h) Als sie das alte, morsche Häuschen in den Stöcken zu Schattdorf abgeschlissen hatten, sagte ihnen der Geistliche, sie sollten ja nicht etwa vom Holz desselben in der Herdstatt zum Brennen brauchen, höchstens etwa in der Wellgrube beim Erwellen. Mit diesem Holz würden auch die Geister des alten Baues in den neuen kommen.

Ambros Gisler

Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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