Die Erbauung des Schlosses zu Wil

Land: Schweiz
Region: Emmental
Kategorie: Sage

Nachdem die Römerherrschaft in unserem Lande ein jähes Ende gefunden, nahmen es germanische Stämme in Besitz. Damals soll ein lieblicher See den nördlichen Fuss des Ballenbühl umspült haben.

Einem germanischen Kriegshelden, der sich an seinen Ufern niedergelassen, erschien eines Nachts der Teufel in der Gestalt eines kleinen grüngekleideten Männchens, eine Feder auf dem Hut und den blanken Dolch im Gürtel. Aus seinem Wams zog er ein Pergament mit dem Plan eines Schlosses, wie es sich der Kriegsmann längst erträumt hatte. Immer aber fehlten ihm die Mittel, es auszuführen. «Dieses Schloss will ich diese Nacht vor dem ersten Hahnenschrei vollenden», sprach das Männchen, «wenn du mir mit deinem Blut deinen Namen in dieses Büchlein schreibst.»

Nach langem, bangem Zögern unterschreibt er. Im Nu stehen tausend fleissige Riesenhände an der Arbeit. Die Mauern des Turmes wachsen zu schwindelnder Höhe empor. Gemach um Gemach reiht sich daran. Immer deutlicher nimmt der Bau die erträumte Form an. Dem Kriegsmann graust es ob dem tollen Spuk. Am liebsten wüsste der stolze Alemanne nichts von der geheimnisvollen Abmachung.

Trude, seine Gemahlin, sucht ihn zu beschwichtigen und seine Seelenpein zu lindern. Wenige Steine fehlen, und die Burg ist vollendet. Da durchbricht der erste Hahnenschrei die bange nächtliche Stille. Rasch, wie sie gekommen, verschwinden die geheimnisvollen Bauleute mit markdurchdringendem Geheul, ohne den stolzen Bau vollenden zu können. Der Grüne ist um seinen Lohn geprellt. Heimlicherweise hat Frau Trude den Hahn noch rechtzeitig geweckt und dadurch des Teufels Absicht zunichte gemacht.

Emmentaler Sagen, Hermann Wahlen, 1962 Gute Schriften Bern

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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