Die Rosenburg

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Eine nun spurlos verschwundene Ruine, in einem Tale, wo es wenig andere Rosen als Alpenrosen geben mag.

Ein rauer Ritter dieser Burg hatte eine Tochter, noch halbes Kind, unschuldig und schön. Der Ritter war eine Zeitlang verreist. Das Fräulein bemerkte von ihrem Erker aus, jeden Morgen und Abend ihres Vaters jungen Hirten, das Vieh ab- und zutreibend. Der schöne, freundliche Jüngling gefiel dem jungen, in rauer Umgebung erzogenen Mädchen. Sie begrüsste ihn allemal freudig und der Hirt, dem das Fräulein auch lieb geworden, brachte ihr jeden Abend einen grossen Alpenrosenstrauss. Das unschuldige, wenig beschäftigte Kind hatte Vergnügen daran, diese Sträusse an Fäden zu ziehen und damit die grauen Burgmauern von aussen zu schmücken. Mehrere Wochen tat sie dies und die geschmückte Burg erhielt im Tale den Namen Rosenburg. Der Ritter kehrte zurück, hörte dies, sah die Sträusse und lauerte abends von einem kleinen Gitterfenster aus auf die Heimkehr des Hirten. Er kam, legte wie gewöhnlich einen Strauss auf den Erker zu des Fräuleins Füssen. Die Blicke der jungen Leute verrieten dem lauschenden Ritter deutlich ihre Liebe. Am Morgen liess der Ritter den Hirten vor sich kommen, sagte ihm mit grausamem Lächeln: Wenn ein Hirt eine Herrentochter heimführen wolle, müsse er sie erkämpfen. Diese Gelegenheit sei ihm jetzt geboten. Ein grosser Bär schrecke die Gegend. Wenn er einfach bewaffnet, mit dem üblichen Bärenspeer das Tier erlege, gebe er ihm die Tochter. Der Hirt nahm den Kampf an und verlor darin das Leben. Das Fräulein war eines Morgens nicht mehr zu finden und blieb im Tal verschwunden. Nach mehreren Jahren starb im Kloster von Kazis eine Nonne (die Nonne soll ein Fräulein Triwülsch, Trwüllsch gewesen sein), die bekannte, sie sei jenes Fräulein gewesen. Vor Kummer und Schrecken über ihres Geliebten Tod habe sie sich nachts von der Heimat entfernt und im Kloster bleibende Aufnahme gefunden. Sie bereute es sterbend, ihren, wenn auch grausamen Vater, durch die Flucht der einzigen Tochter, betrübt zu haben.

Aus: U. Brunold-Bigler, Die Sagensammlung der Nina Camenisch, Disentis 1987, mit freundlicher Genehmigung der Autorin.

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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