Die drei Riesen von Iseltwald

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Bei Iseltwald am Brienzersee wohnten vor Alters drei Riesen, die gewaltig stark waren und sich in Wolfs- und Bärenhäute kleideten. Einst entbot ein deutscher Kaiser dem Volke des Oberlandes auf einen Kriegszug zu seinem Heere zu stossen. Es wurden ihm bloss die drei Riesen gesandt, und als er darob zornig ward, versprachen sie aufs teuerste, kaiserlicher Majestät genug zu tun und zu leisten, was ein zahlreiches Volk sonst nicht im Stande sei. Alsobald begaben sie sich zum nahegelegenen Buchenholz und schnitten sich drei schenkeldicke Stämme ab, säuberten sie von allen Ästen und stellten sich mit solcher Wehr in Reih und Glied zu den kaiserlichen Scharen. In der Schlacht bewährten sie sogleich, was sie vermochten; denn ihre Riesenkeulen, furchtbar alles niederschlagend, erkämpften schnell den erwünschten Sieg. Da sprach der Kaiser huldreich: "Wählet euch zum Lohne, was ihr möget; es soll mein Dank für eure Dienste sein." Sie erwiderten: "Kaiserliche Majestät möge uns vergönnen, Ihren Adler auf unserm Banner zu führen, wenn unsere Gemeinde dereinst zu hundert Mann in das Feld zu rücken vermag; auch erlaube uns kaiserliche Majestät, wenn wir zu Land an unserm See des Sommers durstig hinunter wandeln, in den Pflanzplätzen bei Bönigen, auf Reiches Boden, drei Rüben auszuziehen, und eine mit der Hand, zwo im Gürtel davon zu tragen." Der Kaiser gewährte gnädiglich diese Bitten, und oft am Wege zwischen Iseltwald und Bönigen, wo jetzt der Platz "am Stadel" heisst, versahen sich die Riesen mit den ausgerissenen Rüben und erquickten sich daran; aber niemals ist ihr angehörendes Völklein von Iseltwald in den Stand gekommen, mit hundert streitbaren Männern zu Felde zu ziehen.

Reisende haben in einem Hause des Dorfes Matten, noch sehr alte, gemalte Fensterscheiben gefunden, auf deren einer ein Bär vorgestellt war, der ein Paar Rüben in seinem Gürtel trug.

Quelle: Theodor Vernaleken, Alpensagen - Volksüberlieferungen aus der Schweiz, aus Vorarlberg, Kärnten, Steiermark, Salzburg, Ober- und Niederösterreich, Wien 1858.

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung www.maerchenstiftung.ch

Diese Website nutzt Cookies und andere Technologien, um unser Angebot für Sie laufend zu verbessern und unsere Inhalte auf Ihre Bedürfnisse abzustimmen. Sie können jederzeit einstellen, welche Cookies Sie zulassen wollen. Durch das Schliessen dieser Anzeige werden Cookies aktiviert. Details finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Cookie Einstellungen

Diese Cookies benötigen wir zwingend, damit die Seite korrekt funktioniert.

Diese Cookies  erhöhen das Nutzererlebnis. Beispielsweise indem getätige Spracheinstellungen gespeichert werden. Wenn Sie diese Cookies nicht zulassen, funktionieren einige dieser Dienste möglicherweise nicht einwandfrei.

Diese Webseite bietet möglicherweise Inhalte oder Funktionalitäten an, die von Drittanbietern eigenverantwortlich zur Verfügung gestellt werden. Diese Drittanbieter können eigene Cookies setzen, z.B. um die Nutzeraktivität zu verfolgen oder ihre Angebote zu personalisieren und zu optimieren.
Das können unter Anderem folgende Cookies sein:
_ga (Google Analytics)
_ga_JW67SKFLRG (Google Analytics)
NID (Google Maps)