Der Schwertfeger

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Ein Dorfschmied, ein tüchtiger Meister in seinem Handwerke, verstand besonders gute Degenklingen zu machen und bekam dafür so viele Bestellungen, dass er sich mehrere Gesellen halten musste.

Nun war es ihm seit einiger Zeit ausgefallen, dass solche Klingen, die er des Abends unfertig auf die Seite gelegt hatte, am folgenden Morgen, betrat er auch noch so frühzeitig die Werkstatt, aufs feinste und schönste vollendet da lagen. Anfangs meinte er auf einen seiner Gesellen raten zu müssen, denn wie er selber freundlich war beim Geschäfte und gegen Leistungen freigebig, so schaffte ihm auch mancher Bursche ungeheissen über die Zeit. Allein derlei Vermutungen halfen diesmal nicht auf die Spur, und er passte daher nachts von seinem Kammerfenster aus, das in die Werkstatt ging, dem unbekannten Arbeiter auf.

Da erhellte sich denn wie mit einem Schlage plötzlich die ganze Schmiede, der Blasbalg knarrte, die Esse loderte, und ein winzig kleines Männchen hämmerte dermassen am Ambos, dass die Funken in alle Winkel fuhren.

Im Augenblick war ein blankes Schwert geschmiedet, nun kam das andere, das dritte, ein ganzer Bündel Klingen wurde fertig; dann legte das Männlein alles ordentlich zurecht und verschwand. Plötzlich stand der Blasbalg still, die frühere Stille und Dunkelheit herrschte wieder. Der Schmied brauchte Zeit, sich von seinem Erstaunen zu erholen, als er gleich darauf mit dem Licht in der Hand hereintrat und die neuen Schwerter blank und fein auf der Werkbank liegen sah. Gerührt sann er in seinem guten Herzen nach, wie er dem Männchen diesen Dienst lohnen müsse. Denn nun erst wurde es ihm deutlich, warum sich der Absatz seiner Wahren in kurzem verdoppelt, ja verdreifacht hatte, so dass sein geringes Spargut schon zu einem ganz ansehnlichen Vermögen geworden war. Er liess daher den Meister Schneider kommen und befahl ihm einen niedlichen Schmiedhabit aufs feinste und allerbeste zu machen, ganz aus schwarzem Sammet und überall mit Gold ansgeschnürt.

Das Kleid war fertig, der Schmied legte es nach Feierabend auf die Werkbank, hing ein Spiegelein dazu an die Wand und verbarg sich wiederum hinter sein Kammerfenster, durch das er beim ersten Mal zugeschaut hatte. Dann erhellte sich abermals plötzlich die Werkstatt und wieder trat der Kleine ein, um frisch hinter die Arbeit herzugehen. Da traf er auf das Sammetkleid mit den Goldschnüren, nahm's, zog es an, beschaute sich im Spiegel hin und her mit lächelndem Wohlgefallen, liess die Klingen liegen und verschwand. Nie mehr ist er seitdem zurückgekommen.

Den Schmied aber gereute seine Freigebigkeit gleichwohl nicht, denn schon besass er durch die Hilfe des Kleinen einen solchen Wohlstand, dass er sich und die Seinigen für immer versorgt wusste.

 

Ein waffenschmiedendes Erdmännchen im Jura des Bezirkes Brugg ist nun zum blossen Messerschmied geworden. Es sitzt auf der Twinggrenze zwischen den Dörfern Schinznach und Veltheim, die von einem Bächlein gebildet wird, bei einer kleinen Brücke und hält ein blankgeschliffenes Messer.

 

Quelle: Ernst L. Rochholz, Naturmythen, Neue Schweizer Sagen,Band 3.1,  Leipzig 1962

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

 

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