Der Teufel raubt Wernhardt von Strättlingen seinen Mantel

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Einstmals kam der Teufel dürftig als Pilgrim gekleidet auf das Schloss Strättlingen. Da es sehr kalt war, erbarmte sich Herr Wernhardt seiner und sandte ihm seinen Mantel, um sich zu decken. Am andern Morgen aber war der Pilgrim mit dem Mantel verschwunden. Darauf geschah es, dass sich Herr Wernhardt auf eine Wallfahrt begab nach dem Berge Garganum, allwo im Jahre 320 der Erzengel Michael erschienen war. Bevor der Ritter aber die Reise antrat, brach er seinen Ehering in zwei Hälften; die eine gab er seiner Frau Susanna, die andere aber behielt er selbst und sagte: "Wenn du diese Hälfte wieder siehst, wird es dir ein Zeichen sein, dass ich noch am Leben bin. Fünf Jahre sollst du meiner Rückkehr warten, bin ich nach dieser Zeit nicht zurück, so bist du frei."

Auf dem Berge Garganum angekommen, begab sich Herr Wernhardt in die Kirche des heiligen Michael, dessen Schutz er sich, seine Frau und sein ganzes Haus empfahl. Der heilige Michael erhörte ihn; auch ward ihm dort ein Stück von seinem Mantel wieder. Darauf, als der Ritter seine Heimfahrt angetreten hatte, geriet er in Gefangenschaft und sass vier Jahre in einem Kerker zu Lamparten. Hier erschien ihm eines Abends plötzlich ein Unbekannter, der ihm den Rest des gestohlenen Mantels überbrachte und sich als der Teufel zu erkennen gab. Der sagte zu ihm: er sei jener Pilgrim gewesen, komme aber jetzt auf Befehl des heiligen

Michael, ihn nach seiner Heimat zurückzubringen; hierzu sei hohe Zeit, da seine Frau Susanna, die ihn für tot halte, sich wieder verehelichen und diese Nacht noch Hochzeit halten werde. Hierauf hob der Teufel den Ritter sanft vom Boden und brachte ihn in wenigen Augenblicken nach seinem Schlosse Strättlingen, unbeschädigt und ungefährdet. Zu seinen Leuten aber, die ihn nicht erkannten, sagte Herr Wernhardt, er sei ein fremder Spielmann und Abenteurer, und da man ihn zur Tafel lud an der soeben das Hochzeitmahl abgehalten wurde, warf der Ritter in den Becher, aus welchem seine Frau zu trinken pflegte, den halben Ring, den er für sich behalten und seither gar treulich bewahrt hatte, und entfernte sich ohne dass er bemerkt wurde. Als aber seine Frau den Becher ergriff, nahm sie den halben Ring wahr, näherte die zwei Hälften und rief: "Mein Mann ist nicht weit von diesem Orte!" Gleichzeitig erkannte sie ihn in der Ecke des Saales, in welche er sich zurückgezogen hatte, worauf er mit Freuden sein Weib, Schloss und Herrschaft wieder erlangte.

C. Kohlrusch, Schweizerisches Sagenbuch. Nach mündlichen Überlieferungen, Chroniken und anderen gedruckten und handschriftlichen Quellen, Leipzig 1854.

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

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