Feensage der Ormonder

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Früher waren die Balmen der höchsten Felsen von Zauberinnen und Feen bewohnt. Dort hatten sie Grotten, mit Kristallen, Gold und Silber und mit allerhand köstlichen Steinen geziert, zu ihren Wohnsitzen. Helles Quellwasser, feine, feurige Weine waren ihre Getränke, Auerhähne, Haselhühner, Fasanen und junge Murmeltiere ihre Speise.

Oft verlockten sie junge und wohlgestaltete Hirten in ihre Wohnungen, lebten dort in heimlicher Ehe mit denselben, lehrten ihnen die Heilkräfte der Bergkräuter und Pflanzen kennen, unterrichteten sie wie man verborgene Schätze entdecken und heben, Viehherden vor Pest und Seuchen schützen, sich kugel- und eisenfest machen könne, und viele andere Geheimnisse und Künste. Wenn aber ein solcher Hirt, der sich ihrer Gunst zu erfreuen hatte, die anvertrauten Geheimnisse nicht zu wahren wusste, so lief er die höchste Gefahr von den Kobolden erwürgt oder in die Untiefen des Oldenhorns oder des Diablerets hinabgestürzt zu werden, wo seiner ein schreckbarer Hungertod harrte, und nur, wenn eine der Feen sich seiner erbarmte, und ein gut Wort bei den bösen Berggeistern für ihn einlegte, wurde er gerettet. Diese Feen sahen den gewöhnlichen Mädchen so ziemlich ähnlich, nur war ihre Haut rabenschwarz, wie die der Mohren in Afrika und an ihren Füßen fehlte die Ferse. Ihr Kopfhaar aber war so dick und lang, dass sie damit ihren ganzen Körper wie mit einer härenen Kapuzinerkutte bedecken konnten.

Jetzt sieht man sie nicht mehr. Sie sind weiter gezogen, wohin weiß man nicht. An ihrem Fortzug soll ein unbändiger junger Geißhirt schuld sein, der ein solch Zauberweib hatte und es bei einem Wortwechsel, weil es, wie alle übrigen, sehr eigensinnig zanksüchtig und launisch war, mit dem Käsebrecher schlagen und zurechtweisen wollte. Das beleidigte die Fee, sie verließ den jungen Hirten, und mit ihr verschwanden auch alle übrigen.

C. Kohlrusch, Schweizerisches Sagenbuch. Nach mündlichen Überlieferungen, Chroniken und anderen gedruckten und handschriftlichen Quellen., Leipzig 1854.

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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