Das Kriegsloch im Giessengletscher

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Oben am Jungfrauberg, in der weiten, weissen Mulde zwischen Gross- und Kleinsilberhorn, entspringt der mächtige Eisstrom des Giessengletschers. Wie ein breites Band aus blauem Samt fliesst er mitten über den Berg nieder gen Trümmleten. In der untern Hälfte ist ein grosses, schwarzes Loch, umbrandet von Eistürmen, wie es sonst nirgends in einem Gletscher zu finden ist. Man sieht hier durch den dicken Mantel aus Schnee und Eis auf den nackten Felsenleib des Berges. Es ist kein besonders grosser Felszahn, der aus dem Eisstrom emporragt, und niemand weiss, warum der seltsame, schwarze Fleck nicht ständig vom Gletscher überflutet wird.

Ein wilder Gänger aus dem Weiler "unter den Stauden" zu Lauterbrunnen kletterte einmal allein über die Eiswirrnis hinauf zum grossen Loch. Er behauptete, hier ströme aus dem Bergesinnern warmes Wasser. Keiner kann sagen, ob dem so sei, aber das weiss man seit Jahrhunderten, dass ein grosser Krieg ausbricht, wenn es verschwindet.

So war es auch während der zwei letzten grossen Völkerhändel, dem Siebziger- und dem Weltkrieg. Am Anfang von beiden ging das Loch oben in der Giesse zu und erst am Ende wieder auf.

Deshalb nennen es die Leute das Kriegsloch und sind je und je erschrocken, wenn der hangende Gletscher darüber wuchs.

Quelle: Hans Michel, Ein Kratten voll Lauterbrunner Sagen. Wengen 1936.

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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