Das Ungeheuer im Hagelsee

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Zuhinterst auf der Alp Tschingelfeld im Hühnertäli, liegt der Hagelsee. Die Gegend ist weltabgelegen, selten findet sich ein Wanderer hin und dann trifft er selbst im höchsten Sommer den See bedeckt mit Eisschollen und seine Ufer erst im spärlichen Hochfrühlingsgrün.

Einst, es war an einem glanzigen Augusttag, kamen ihrer zwei Älpler an dem See vorbei, erstellten sich nicht weit davon an einem Stein und liessen ihre vom harten Gehen müden Beine baumeln, während ihre Augen am grauen Wasser und den Eisschollen darauf haften blieben.

Nicht über lang fing das Wasser an zu schaukeln, auf und ab und hin und her, auf dem Rücken der Wellen tanzten die Eisblöcke, und rauschend schlug der weisse Gischt ringsum ans Ufer. Die Älpler staunten, doch wie sie sich auch umsahen, kein Wölkchen trieb am blauen Himmel, kaum dass der Bergwind um ihre heissen Stirnen strich. Und sie staunten! Denn das Wasser begann jetzt zu brodeln und grosse Blasen aus der Tiefe muggeln, ein Sausen und Brausen erfüllte die Luft, ein Schnauben und Keuchen, dass es den Mannen vom blossen Zuhören den Atem verschlug. Und da - was Teufels auch! - tauchte zwischen dem tanzenden Eis ein gräulicher Hundsgrind auf, grad wie von einem mächtigen Togg, und zwei grosse Klauen hingen sich an ein Eisstück so fest, als wollten sie es zermalmen. Doch nein, der Togg, oder was es war, feckte und feckte, schnaubte und kraftete auf die Eisscholle zu kommen - und plumpste ins Wasser zurück - nahm einen neuen Anlauf und plumpste wieder und plumpste zum dritten Mal. So oft das Untier auch ansetzte, nimmer entkam es dem nassen kalten Element. Schliesslich versank es wieder unter dem Eis, Wasser und Schollen beruhigten sich und lagen bald da, so still und vereinsamt wie zuvor.

Die Älpler hatten sich hinter den Stein versteckt und von dort aus der Sache abgelusst; sie blieben eine Weile noch auf ihrem Posten, das Ungeheuer zeigte sich jedoch nicht mehr.

Quelle: Albert Streich, Brienzer Sagen, Interlaken 1938.

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

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