Der Hirt auf Sulsalp

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Am Abhange der Sulegg über Wilderswil im Bödeli liegen einige der reichsten Alpen ringsum. Ein altes Lied singt von denselben:

Suis die höchst’,

Saus die grösst’,

Bellen die wildst’,

Nessleren die wärmst’,

Ausser-Berg die ungefällst’.

Auf der Alp Suls nun fand einst ein Hirt einen goldenen Schlüssel. Als er dann suchte, in welches Schloss derselbe passen würde, erblickte er in einer nahen Felsenwand eine grosse schwarze Tür, welche er nie zuvor wahrgenommen hatte. Mutig ging der Bursche darauf los, in der Meinung, sein Schlüssel werde wohl dort passen. So war es auch, der Schlüssel drehte sich leicht im Schlosse, die Tür sprang auf und öffnete eine grosse, weite, reich mit Gold und Edelsteinen ausgeschmückte Halle, in der auf langen Tafeln viele Kostbarkeiten ausgebreitet lagen. In der Mitte des Saals stand eine schöne, weissgekleidete Jungfrau. Diese trat auf ihn zu und bot ihm drei Gaben an, indem sie ihm zu wissen gab, dass sie verzaubert sei und schon viele hundert Jahre ihrer Erlösung harre. In seiner Hand läge es nun, sie frei zu machen, nur käme es darauf an, welche Gabe er wähle. Die Gaben aber waren ein Topf voll Gold, eine goldene Kuhschelle und die Jungfrau selber. Da erinnerte sich der Hirt an seine Herzallerliebste daheim und wählte die Kuhschelle. Zornig fuhr die Jungfrau auf. Zugleich aber brach um ihn ein furchtbares Donnerkrachen los. Wie von unsichtbarer Hand wurde er aus dem unterirdischen Saale gestossen. Betäubt sank er am Felsportal nieder. Als er wieder zu sich kam, da hätte er alles gerne für einen Traum gehalten, allein die goldene Treichel neben ihm auf dem Grase belehrte ihn vom Gegenteil. Da ergriff ihn bittere Reue, dass er die verwunschene Jungfrau nicht hatte erlösen können. Ruh- und friedlos durchirrte er von jetzt an die Welt. Da kam er einst an eine Hütte, in welcher drei steinalte Männlein wohnten. Als er dem ältesten derselben, welcher der Grossvater des jüngsten war, seine Geschichte erzählte, rief ihm dieser zu: "Wohl dir, dass ich Gastfreundschaft halte! Heute magst du noch rasten, aber morgen eile von dannen. Jene Jungfrau war meine Tochter. Du konntest sie erlösen und hast es verschmäht."

Quelle: Hermann Hartmann, Sagen aus dem Berner Oberland. Nach schriftlichen und mündlichen Quellen, Interlaken 1910. 

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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