Der Mann, der das Mittagessen kochte

Land: Schweiz
Kategorie: Schwank

Es wird erzählt, eine Frau und ein Mann hätten viel Arbeit gehabt. Der Mann habe sich immer beklagt, seine Frau brauche so lange, um das Mittagessen zu kochen.

Eines Tages sagte der Mann: «Heute will ich das Mittagessen kochen und schauen, ob ich auch so lange wie die Frau dazu brauche.» Er ging in die Küche, feuerte an und setzte den Kaffee und die Milch auf. Dann stieg er in den Keller hinunter, um Wein zu trinken. Jetzt kam ihm in den Sinn, dass die Milch überlief. Vor lauter Schreck liess er den Fasshahn offen, rannte hinauf und sah, dass die Milch schon überlaufen war. Während er die Milch abgoss, fiel ihm ein, dass er auch abrahmen und buttern musste. Sobald er abgerahmt hatte, leerte er den Rahm ins Butterfass, aber während er das tat, kam ihm in den Sinn, dass er im Keller unten den Fasshahn nicht zugedreht hatte. Vor Schreck nahm er sich keine Zeit, den Zapfen ins Butterfass zu stecken, er rannte in den Keller hinunter und liess alle Türen offen. Jetzt kam ein Schwein herein, welches das Butterfass umstiess und den Rahm in der Stube herumspritzte. Als der Mann im Keller unten anlangte, sah er alles voll Wein. Wieder in der Stube oben entdeckte er das Schwein, das den Rahm über den Boden verschmiert hatte. Er wurde wütend und schlug das Schwein tot.

Dann rahmte er zwei andere Gebsen Milch ab und leerte den Rahm wieder ins Butterfass. Dann ging er in die Küche zurück, um den Brei zu rühren. Während er damit beschäftigt war, kam ihm in den Sinn, dass er noch die Kuh tränken musste. Er liess den Brei dort auf dem Herd stehen, lud zur Sicherheit das Butterfass auf den Rücken, lief schnell in den Stall, nahm die Kuh am Strick und führte sie zum Brunnen. Aber er vergass wieder, den Zapfen ins Butterfass zu stecken, und als er sich ein wenig nach vorn beugte, floss der ganze Rahm in den Brunnentrog. Wütend schmetterte unser Mann das Butterfass auf den Boden, so dass es in Stücke ging.

Jetzt nahm er die Kuh und führte sie am Strick nach Hause. Da sah er oben auf dem Dach schönes Gras und dachte, er könne die Kuh hinaufbringen und sie oben weiden lassen. Deshalb stieg er aufs Dach und zog die Kuh hinter sich her. Nach einer Weile fiel die Kuh vom Dach. In dem Augenblick kam die Frau und sah, dass die Kuh fast erwürgt war. Schnell zerschnitt sie das Seil, um die Kuh zu befreien. Doch der Mann hatte das Seil an sein Bein gebunden, und auf einmal stürzte der arme Kerl kopfüber durch den Kamin in den Brei. Da kam die Frau zur Tür herein, sie konnte noch zu Hilfe eilen und ihren Mann aus der Pfanne heben. Jetzt beklagte sich die Frau, ihr Mann habe so lange gebraucht, um das Mittagessen zu kochen. Doch der schwor, dass er nie mehr kochen werde.

 

Aus: Die drei Winde, Rätoromanische Märchen aus der Surselva, Caspar Decurtins/Ursula Brunold-Bigler, Desertina Verlag, Chur 2002. © Ursula Brunold-Bigler.

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

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