Wie ein Kapuziner aus dem Luzernerbiet die Seuche begrabt und verkeilt

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Zweimal herrschte auf der Alp Ällgäu (Kanton Bern) unter dem sömmernden Vieh eine verheerende Seuche. Das erstemal im Sommer 1718, dann wieder im Sommer 1800 oder 1801. Der erste dieser Viehpresten wütete so arg, dass man eines Morgens neun Kühe bei einander auf der Weide tot fand. Man rief einen Kapuziner aus dem Luzernerbiet, vermutlich von Schüpfheim über Sörenberg, herbei, um das Übel zu bannen. Er kam und bannte es unter den Boden in eine Grube und verschloss die Öffnung derselben mit einem Stück Holz. Er befahl auch, dass man künftig alljährlich in der Sankt Johannisnacht den Ertrag eines halben Tages von den eben auf den Alpen Bohl und Ällgau sommernden Kühen in Käse und Zieger unter die Armen der Umgegend verteilen soll und verhiess diesen Alpen auf so lange, als man dem Gebote getreulich nachkomme und als jenes Loch verschlossen bleibe, Verschonung von der Viehseuche.

Nach andern hat der oberländische Wunderdoktor Bühlfritzli die Pest ins Holz eingelegt. Aber das geheimnisvolle Holz wurde später gefällt und. Sie kam wieder. Nun wurde Bühlfritzli, der Sohn des eben Erwähnten, geholt. Dieser legte (1800 oder 1801) die Seuche heimlich ins Holz, so dass niemand davon wusste als einige wenige Hirten. Er liess auch Reiser und Reckholder auf einen grossen Haufen zusammentragen, denselben anzünden und das Vieh ums Feuer herumgehen. Der Rauch stieg nicht in die Höhe, sondern breitete sich über das Vieh aus und hüllte es ganz ein. Es wurde so von der Seuche ganz befreit. Von jenem ersten Vorgang her rührt die noch bestehende Sitte, dass die Alpen Bohl und Ällgäu das den 4. Juli morgens Gemolkene für die Armen des Tals käsen und ziegern, den 5ten den ungesalzenen Käse und Zieger in den Twirrispeicher hinaustragen und dort unter die Armen verteilen. Man nennt dies Sankt Johannsen, oder der Sankt Johannser, weil es am Sankt Johannestage alten Stils geschieht. Der Teil des Ällgäu, in welchem dieses vorfiel, heisst seitdem Bös-Ällgäu.

 

Quelle: Alois Lütolf, Sagen, Bräuche, Legenden aus den fünf Orten Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug, Luzern 1865. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch.

 

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