Der Teufel als Alraune

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

a) Alraune als Kind. Alraunen glaubte man zu finden unter einer weissen Haselstaude, an welcher eine Mistel wuchs. Man musste dann gerade so tief in die Erde graben, als hoch an der Staude die Mistel sass. In einer solchen Tiefe fand man nun ein Kind, welches oft etwas von der Gestalt eines Fisches an sich hatte. Diese Alraunen mussten wie Kinder gepflegt werden. Wer eine solche besass, durfte derselben nur Geld unterlegen, um die Hälfte mehr zu bekommen. Man konnte solches Finanzgeschäft wiederholen, so oft man wollte, wenn man nur immer ein anderes Geldstück untersetzte; sonst bekam man nicht das Doppelte. Solche Alraunen aber waren niemand anders als der Teufel selbst, dem jeder dritte Besitzer einer solchen unwiderruflich mit Seel und Leib verfallen war. Man erzählt sich in Unterwalden dies und anderes.

In Schorried, bei Alpnach, grub man in einem Garten ein Kind hervor und als die Leute es nach Hause brachten, erschrack die Hausfrau nicht wenig und befahl ernstlich, solches gleich wieder an den vorigen Platz zurückzutragen, sie dulde nichts dergleichen im Hause.

 

b) Alraune als Krötte. Ein Schuster aus dem Luzernerbiete besuchte jährlich die Zurzacher Messe. Einmal gab ihm ein Herr von da den Auftrag, nächstes Jahr eine Alraune mitzubringen, was mein Schuster versprach. Das Jahr war bald herum, als derselbe, seines Versprechens eingedenk, zufällig bei einer Scheune vorbeiging und in der Mistjauche kleine Krötten sah. Es fiel ihm ein, der Tierchen eines als die verlangte Alraune dem Zurzacher zu bringen; er holte sich eine Apothekerflasche, fing und schloss eine Kröte hinein. Bis er in Zurzach anlangte, war sie viel grösser geworden und der Herr empfing sie unter der Versicherung, es sei eine recht gute. Wirklich dankte im folgenden Jahre, als der Schuster wieder kam, jener Herr recht schön für die treffliche Alraune, die immer das Doppelte der Einlage ausbrüte, und bezahlte dem erstaunten Luzerner, der erst jetzt anfing zu glauben, eine hübsche Summe dafür.

 

c) Alaunen zu gewinnen. Kann jemand eine Alraune bekommen, die nicht verdorben, so wirft sie ihm täglich eine Rente von fünf Schillingen ab. Leichter als sonst können sie an Fronfasten entdeckt werden. Man trifft sie gewöhnlich unter Hochgerichten und Haselstauden an, bei einer Gattung Blumen, die einer kennen muss. Wer eine solche gefunden hat, kann sich ihrer folgenderweise versichern. Die Alraune ist eine Pflanze. Weit um dieselbe herum wird die Erde aufgegraben, dann eine Schnur um sie befestigt. Nun ist zu wissen, dass, wenn eine Alraune aus ihrer Erde enthoben wird, sie ein magisches Jammergeschrei erhebt und wer es in der Nähe hört, muss davon sterben. Daher nimmt man einen schwarzen Hund mit, bindet dem die Schnur, woran die Alraune befestigt worden, an den Schwanz und entfernt sich. Der Hund hat nun das Geschäft, beim Weglaufen die Alraune dem Erdreich zu entreissen.

 

d) Alraunen als Betrug. Bei einer Diebsbande, welche 1562 zu Luzern in Schatten kam, befand sich ein Student, Ambrosi Zender aus dem Bernbiet. Der machte Alraunen aus Wurzeln der weissen Ilgen und schrieb Briefe dazu, für welche Sachen die gut seien. Zu Willisau bei der Mühle hat er eine um sieben Dukaten verkauft; zu Münster eine um sechs Gulden abgesetzt. Hinten im Schuh hatte er zudem eine falsche Krone gehabt und mit den Bauern damit falsch gespielt.

Seiner Mitgefangenen einer machte über ihn noch die bemerkenswerte Angabe, er habe gesagt, wenn man ihn bei der Emmenbrücke hänge, so wolle er sich gegen diese hinwenden, dass seine vorüberziehenden Bekannten ihm schön ins Gesicht blicken könnten.

 

e) Die Alraune in dritter Hand. Einisch isch z' Menzige bi Meuschter, im Bernbiet, ne Gizhals g'storbä, i chönt'm 's Gschlächt no sägä, m'r hed em aber nur d'r Hausi gseid. Der hed en Arun gha im Chäller unde im-ene-Loch u hed're allm'l Bappä müössä gä vom Wissmähl und wenn se chrank worden isch, isch er au chrank gsi, und wo se verrekt isch, isch er au hi gangä, denn se hed bi ihm und er mit ihre müosse stärbe, wil st bi ihm i d'r dritte Hand gsi isch. I d'r dritte Hand stirbt jedwedere Arune und d'r B'sitzer d'rmit. Wo-n-'r chrank worden isch, sind allerlei für schwarzi und gäli Tierli an em umeg'loffe und wo-n-er g'storbe-n-isch und wo me-n-e z'Chillä tho hed, sind 'ne ganze Hüfe schwarzi Vögel hinder-en-no gflogä, 'S hend 's vil Lüet g'seh. Si hend-'n-aber nid ufe-ne-Chillhof begrabe, sondre uf'm b'sondrige Fleck, ass er en au g'funde hed, der wo 'ne hed wellä. - Die Arun isch au unterem-e-Haselstock gfundä wordä, wo Mist'l d'ra g'si isch und hed vorher scho drei rich g'macht, die se aber gluogt hend ab z'bringä und au d'r Dritt hed se wellä-n-weg gä, aber se isch allmol wied'r do gsi. Do hed se d'r Gizhals aber nümmä z'lang wellä fuotere und se isch verrekt; d'rbi se hed er au müösse Hor loh. - 'ne Arun isch-n-es Tier wie-n-e Chrott.

 

Quelle: Alois Lütolf, Sagen, Bräuche, Legenden aus den fünf Orten Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug, Luzern 1865.  Bei Teilen dieser Sage gibt es keine genaue Zuordnung zu einem der fünf Kantone. 
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch.

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