Das Schwabenhudi

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Vor etwa 60 - 70 Jahren hielt sich in der Gemeinde Menzingen eine alte Weibsperson auf, welcher die Leute wegen ihrer Herkunft den Übernamen „Schwabenhudi" gegeben haben. Sie pflegte in Bauernhäusern zu spinnen und ging bei kirchlicher Prozession immer zuletzt in der Reihe. Nebenbei verlegte sie sich auf Wahrsagerei und Schwarzkunst. Einst verweilte sie einige Zeit als Spinnerin im obern Pültlin, bei einer Familie, deren Nachfahren jetzt noch in Menzingen bekannt sind. Es gehörten dazu drei Söhne und eine einzige Tochter, namens Ammili (Anna Maria). Diese sehnte sich nach einem schönen, reichen Freier. Eines Tages sprach Schwabenhudi zu ihr: „Will dir einen hübschen, reichen Bräutigam verschaffen, wenn du mit mir kommst." Die Törichte ging mit der Unholdin nach dem Lorzentobel. Dort sah Ammili einen herrschaftlichen Wagen heranfahren, ein junger Mann in grauem Rock stieg aus und richtete Fragen an die Jungfrau, die sie aber, voll Befangenheit wie sie war, nicht beantworten konnte. Nun verlor sich allmählich ihr Bewusstsein in Ohnmacht. Indessen vermisst man im Pültli die Tochter des Hauses. Mutter sann und forschte lange vergeblich nach Ammili. Endlich schlägt sie auch den Weg nach dem Tobel ein und findet da hocherstaunt ihre liebe Tochter - zu oberst auf dem Dach der gedeckten Brücke sitzen. Erfreut und erschrocken zugleich, macht sie ein Gelübde für die Rettung der Entführten. Wohlbehalten kam diese heim.

Andere erzählen so. Im Lorzentobel sei sie in einem nie gesehenen schönen Ort mitten unter eine lustige Gesellschaft von Tanzenden gekommen, wo man ihr schöne Ballkleider vorlegte. Sie ging hin und zog selbe an. Aufgefordert, auch das Scapulir abzulegen, weigerte sie sich dessen, worauf plötzlich alles verschwand. Die Getäuschte aber fand man am andern Tag entkleidet auf dem Brückendache sitzen.

Als Schwabenhudi sich wieder auf dem Pültli blicken liess, ward es, wie billig, fortgejagt und ging über Menzingen nach der Luegeten, um da zu übernachten. Während der Nacht trug es das Hausdach gänzlich ab. Darauf kam es nach Kappel, wo es einem Kinde einen Kuchen zu essen gab, daran es starb. Von jetzt ab hatte man keine Kunde von Hudi. Nun hiess es in der Folge, es komme den Kindbetterinnen vor das Fenster.

 

Quelle: Alois Lütolf, Sagen, Bräuche, Legenden aus den fünf Orten Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug, Luzern 1865. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch.

 

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