Den Hexenvergichten (Hexengeständnisse)

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

a) Verena Spul aus dem Zugerbiet wird vom Bösen, der sich Hänsli nannte und als junger Poss grün bekleidet und mit grauem Hut, eine hübsche weisse Feder drauf, ihr erscheint, geheissen ein Hagelwetter zu machen. Es war zu Eschenbach im obern Holz. Hänsli befahl, mit einer Rute in die „Güllen" zu schlagen und nachzusprechen:

„Es riselet und regelet kalde

In dieserm grünen Walde."

Kamen dann ziemlich grosse Steine. War zu Austagen. - Später befand sie sich mit Hänsli und einer Gespielin beim hintern Brunnen zu Eschenbach. Da sprach ihnen der Meister wieder vor:

„Fall Reif, Nisel und Schnee,

Dass man weder Gras noch Erde seh'.“

Zum drittenmal riefen sie das ins Tausendteufels Namen nach, worauf der grosse Hagel vom Jahre 1586 fiel.

 

b) Als im Herbst 1587 der Barbara Hammerschmidin aus Aarau, sesshaft in Willisau, wie sie in grossem Widermute war, ein Mannsbild, angetan mit „nordiger Hosen" und „Zwilchtschoppen" begegnete und Hilfe anbot, fragte sie, wer er sei. „Was meinst? Ich bin der Cüeni", war die Antwort. Er hat ihr einen grünen Apfel in die linke Hand gegeben. Mit dem richtete sie Schaden an. Wie sie einmal sich Cüenis „entschütten" wollte, blies er sie an und verursachte ihr eine Geschwulst.

 

c) Wenn „Gug" die Chrischona Meerin bei der Weidenmühle unterhalb Willisau auf den „Geissberg" durch die Luft entführen wollte, tat er den Spruch: „Unten Laub und oben braun." Dann ging 's wie im „Bisswetter" dahin. Seine Diener hiessen: Hurlipus, Rümpeli, Kröss, Federwisch, Hölderli, Uffrur, Uffschutz, Lucifer und waren grün, gelb und rot gekleidet. Mit einem „Holderzweig" machte sie Wetter. Gug führte sie auch auf die Prattelnmatte in Baselland zum Hexensabbat. War da viel böses Volk. Die haben sich mit „weissen Hanfstengeln“ berührt. Die Speisen waren gewöhnlich viel und gut, aber ohne Brot und Salz.

 

d) Der Verena Lisibach wurde 1573 vorgeworfen, dass zur Zeit die Tische in ihrem Hause umherrumpeln und die Dielen krachten, nämlich durch Geister, die sie beschworen. Ihr Gefängniss in Luzern war, wie bei Hexen gewöhnlich, der „Haberturm."

 

e) Ein Teufel, wenn er schwören sollte, hob zwei Finger auf und spie daran. Die Hexe, nachdem sie dem Himmel abgeschworen, tupfte er mit einem Finger an die Stirne. Er begegnete ihr unter einer Haselstaude, dann unter einer Linde. - Alles Waschen und Besegnen war den Dämonen äusserst gehasst.

 

f) Mittwoch nach dem heiligen Pfingsttag 1587 ward Barbara Bülmann aus Rothenburg „mit der Marter und in der Wannen nach Nothdurft" wegen unholdsamen Dingen befragt. In ihrem Prozesse sind folgende Züge eigentümlich. Einen Beinschaden, das Tschoss genannt, hat sie geheilt - „versegnet“ - indem sie Blei zerliess, es in kaltes Wasser goss und und 30 Vater unser und Ave sammt sechs Glauben betete. - Als einmal ein grosser Wind ging, hat „Hansen Knütschins Hausfrau zu Temperten, sonst Longina genannt", zu ihr gesagt: „Barbeli, weisst kein Kind, das an einem Sontag worden ist." Hat sie gesagt: „Ich hab eins." Drauf Longina, des Knütschins Frau: „So es ein's ist, so sag zu ihm, es soll sprechen:

Gligg, gligg Wind,

Ich bin ein Sonntagskind.

Solches geschah. Und wie das Kind zum drittenmal also gesagt und im Namen der heiligsten drei Personen geschlossen hatte, stand der Wind ein wenig still. –

Bei einer Gelegenheit sprach ihr Buhl, der Hänsli, zur Bärbel. „Musst uns auch ein klein Reiflein machen." Antwortete sie: „Kann 's nicht, sollst mich lehren." Und hat er sie gelehrt, indem er sprach: „Lug in Himmel hinauf und sprich:

Fall, fall, Reif,

Fall in's Teufels Namen.“

Ist dann ein kleiner, schadloser Reif gefallen.

Wieder kam Hänsli, der Buhl, gab ihr einen Krug, sprechend: „Schlag ihn um." Barbeli stiess ihn um mit dem Fuss. Da hat 's Wasser gegeben. Geschah im Heuet am Rotenburgerbach. Dann, zu Adelwil am Bach hiess er sie in einen Hafen mit Wasser grosse Steine legen und mit einem neuen Stecken in's Tausend Teufels Namen drin umrühren. Fielen hernach grosse Steine. War in der Erntezeit.

Um dieselbe Zeit brachte Hänsli der Barbeli eine grosse Haarlocke in einem Häfelein, welches Haar an einem Samstag nach der Vesper gestrählt worden war. „Nimm, Barbeli, das Häfelein und fahr mit minem Steken darin umhin in's Tausendteufels Namen und stoss es darnach um, so gibt es grosse Stein." Sie gehorchte diesem Befehl und fielen grosse Stein. Ward Mittwoch vor Corporis Christi 1587 mit Feuer gerichtet.

 

Quelle: Alois Lütolf, Sagen, Bräuche, Legenden aus den fünf Orten Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug, Luzern 1865. Bei diesen Sagen gibt es keine genaue Zuordnung zu einem der fünf Kantone.  Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch.

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