Hans Riss, der Geisterbeschwörer

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Gebürtig aus Säckingen trieb er sich in jungen Jahren als fahrender Schüler herum, hielt sich später im Amte Rotenburg bei Luzern auf und stand an der Spitze einer ganzen weiblichen Gesellschaft, die sich, wie die Hexenmutter in Küssnach, mit Nekromantie beschäftigte. Es war um das Jahr 1577. Hans Riss beschwor die Geister also. Im Hause, wo das Gespenst war, vermass er zuerst alle Türen, ja sogar das ganze Haus mit einem Faden. Hernach ward in der Stube ein Kreis gezogen. An den Tisch hingesessen, sprach dann der Beschwörer fünfzehn Worte, alle von unsers Herren Leiden und entbot damit dem Gespenste im Kreise zu erscheinen. Auf dem Tische befand sich Weihwasser und Palme. Wenn der so gebannte Geist kein böser war, sondern ein erlösungsfähiger, so erschien er im Kreise drinnen in weisser Gestalt und gab ein Zeichen. War 's aber ein bös Gespenst, so kam es nur an den Kreis heran und toste mächtig ohne sichtbar zu werden. Für solche, verdammte, sei weder zu bitten noch zu beten.

Diese Kunst habe er von der Frau in Küssnacht um 1561 erlernt. Als er damals sie besucht, habe sie ihn gefragt, in welcher Stund er geboren sei. Da er geantwortet: „In der Fronfasten,“ erwiderte sie: „Wird dir gewiss viel Gespenst nachhaben.“ Und als sie zu Nacht gegessen, sei ein böser Geist in grüner Tracht in der Stube herumgelaufen und dann wieder verschwunden.

Am Morgen darauf habe die Frau den Leuten sagen können, was sie brauchen müssten. Zu Riss selber trat der Böse oft als Kriegsmann, nannte sich Satan und half zum Beschwören.

Brachte ihm eine Frau ungefreute Kinder, liess er sich von ihr drei gleich lange und dicke Haare geben und zündete sie an. Sie gaben dabei einen blauen Schein, wenn die Kleinen von lebenden Leuten verderbt waren, einen schwarzen aber, wenn das Übel von bösen Geistern und durch Zauberei verursacht worden war.

Satan habe ihn auch geheissen mit ungewaschenen Händen zu einem Bache zu gehen und Wasser in aller Teufel Namen über sich hinaus zu werfen, auch das ganze Firmament zu verfluchen, damit ein Hagel komme.

Weiters sprach zu ihm der böse Geist. „Ich will in die Häuser gehen und ein Getümmel anheben, damit die Leute zu dir schicken und du mich dann beschwören kannst. Will dir gehorsam sein. Alsdann werden sie dir Miet und Gaben schenken." Wie der Teufel ihn habe heissen die Elemente verfluchen, sei mächtiger Frost und Grausen durch ihn gegangen.

Einmal wad er nach Ruswil zu Jost zu der Linden beschickt, in dessen Haus ein Geist ulmging, Beschworen, gab er zur Antwort: es sei des Josten Stiefmutter und müsse hier wandeln, weil sie einander im Leben gehasst gewesen. Zur Erlösung war ein „Fahrt" - Wallfahrt - notwendig.

Zu seinen Kuren verwendete Riss bisweilen auch Totengebeine. - Satan habe ihm auch gestanden, die geschehenen Dinge wisse er wohl, aber die zukünftigen nicht.

Schliesslich gestand er, es nehme ihn selbst Wunder, dass er nicht schon lang gefangen und ihm der verdiente Lohn geworden sei, so wie, dass die Leute so töricht seien, dass sie seine und der Seinesgleichen Betrügereien nicht gemerkt hätten. So wurde er wegen solcher „Apostützerei" durch Feuer vom Leben zum Tod gebracht und die Asch unter das Hochgericht vergraben. „Damit soll der Leib auf Erden gebüsst haben. Gott gnad der Seele."

 

Quelle: Alois Lütolf, Sagen, Bräuche, Legenden aus den fünf Orten Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug, Luzern 1865. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch.

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