Erdmännchen und Föhn

Land: Schweiz
Region: Zentralschweiz
Kategorie: Sage

a) Die Erdmännchen hatten auch ihre kleinen Leiden. Beim Mangeli zu Menzingen war eines Härdmännchens Wohnung. Er besuchte fleissig den Bauer unten im Gschwänd und half ihm. Als einmal der Sprengmontag (Güdismontag) nahte, bestellte der Bauer das Männchen zum Gaumen und Viehhirten. Er sagte zu, wenn nicht Unwetter einfalle. Mein Gschwänder achtet auf diesen Vorbehalt umso weniger, als eben gut Wetter war und dauerhaft schien. So ging er fort, 2 Tage lang, tanzte vollauf und war bodenlustig bis am Mittwoch. Es fehlte wenig, der Gschwänder war ein Verschwender. Dass daheim das halbe Vieh am Draufgehen mache, fiel ihm nicht im Traume in Sinn, denn es waren sonnige und warme Tage. Und doch fand er es so. Das Härdmandli, hart angefahren, entschuldigte sich mit dem Föhn, der ihm ja Mark und Bein ausgetrocknet hätte, würde es sich nicht in die Höhle zurückgezogen haben.

 

b) Dermaleinst lebten zu Lungern in Höhlen und ärmlichen Hütten Heiden, Zigeuner und andere solchen Gelichters, welche das Volk heute noch Wilde nennt. Erwiesenes Gute wussten sie zu belohnen, dagegen verstanden sie es auch, Beleidigungen bitter zu rächen. Wilde stiegen von ihren Höhlen herab und halfen den Einwohnern im Gute „Kriesimatt“ Heu sammeln, halfen den Älplern und Hirten auf den Bergen gerne bei der Arbeit aus, hirteten für sie im Winter droben auf den Höhen das liebe Vieh und bauten nebenbei für sich Getreide im „Mühli-Mäss“, einer kleinen sonnigen Alpe am Fusse der Gummä und von Breitenfeld. Heiden und Wilde wohnten ferners ehedem in der grossen Höhle „Burg“, nahe am Brünig, wo man vor wenig Jahren noch Kohlen und verrostetes Eisengeschirr vorfand.

Einmal, am Ende des Winters, ereignete sich, dass der Lungerer auf dem Berggute Tristeldärä, gegenüber der Gummä, für zwei Tage nach Sarnen hinunter gehen musste. Er gab nun einem Heiden-Mandli, seinem vertrauten Nachbarn, den Auftrag, während seiner Abwesenheit das Vieh zu besorgen mit allem Bedarf. Das Mandli versprach`s, wenn der warme Wind nicht blasen würde. Der Bauer legte wenig Gewicht auf diese Ausnahme und nahm wohlgemut den Weg unter die Holzsohlen. Nach einigen Stunden brach der Föhn los, der Wilde lief in die Boni, versteckte sich unter den Heustock und schob Heu vor sich hin. Da der Wind zwei Tage lang so anhielt und es dem Lungerer auch nicht einfiel vor Abschluss seiner Geschäfte nach Hause zu gehen, so bekam das arme Vieh keine Nahrung. Am späten Abend traf endlich der Bauer in Tristeldärä wieder ein. Wie übel sah es aus. Einige Kühe hatten vor Hunger den Baren angekerft. Der Wilde hockte ruhig in seinem Versteck. Gerufen stellte er sich jedoch ein, um den Vorwurf entgegen zu nehmen. Allein er antwortete gelassen: „Wie hätte ich dein Vieh hirten können bei so schrecklichem Winde? Hätte er mich angeweht, ja es wäre alles Mark in meinen Gebeinen vertrocknet und ich hätte müssen sterben.

 

Quelle: Alois Lütolf, Sagen, Bräuche, Legenden aus den fünf Orten Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug, Luzern 1865. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch.

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