Glockensage von der Randenburg

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Die große Glocke zu Schleitheim, womit zur Betzeit und zu Mittag geläutet wird, daher sie Mittagglocke genannt ist, hing ehedem, vor einigen hundert Jahren, auf dem hohen Turme des Bergschlosses Randenburg. Vor dem Untergang der Ritterburg wurde mit der Glocke geläutet, so dass die klangreiche Stimme derselben noch einmal weit hinaus ins Land erschallte.

Da gedachten die Leute von Schleitheim die Burgglocke zu retten, weil ihnen deren wohlklingender Ton vertraut und lieb geworden war. Sie sollte in dem alten steinernen Kirchturm des Orts aufgehängt werden.

Aber auch die von Beggingen waren Willens, der Randenburgglocke im Türmchen ihrer Kapelle eine bleibende Unterkunft zu geben. Da erhob sich große Ratlosigkeit, denn alle beiden Gemeinden hätten gleich gerne zugegriffen; keine wollte freiwillig Verzicht leisten und doch auch keine der andern unfreundlich begegnen.

Endlich verfiel man auf ein Mittel, die heikle Geschichte in aller Freundschaft zu schlichten und die Entscheidung der Frage dem unparteiischen Zufall anheimzustellen. Die Glocke wurde auf den schmalen Kamm des Berggrates aufrecht hingestellt und bestimmt, dass eine gleiche Zahl Knaben von Schleitheim und Beggingen dieselbe gemeinschaftlich auf die Seite legen und dann den Berg hinab laufen lassen sollten. Wem dieselbe zulaufe, ganz oder zerschellt, dem solle sie gehören und der andere Teil dürfe nichts dagegen einzuwenden haben.

Also geschah es. Die glänzende Glocke wurde losgelassen; sie fuhr tönend und klingend zu Tal und zwar auf die Seite von Schleitheim. Und als man hinabeilte und nach ihr sah, siehe da war die schöne Glocke ganz unversehrt geblieben und hatte auch nicht einmal einen „Plätzab“ bekommen.

Die Schleitheimer aber führten sie, mit Kränzen behängt, und in hellem Jubel vollends in ihr Dorf hinab, wo sie seitdem geblieben ist und mit ihren drei freundlich gestimmten Mitglocken einen lieblichen Vierklang ertönen lässt.

 

 

 

Aus: R. Frauenfelder, Sagen und Legenden aus dem Kanton Schaffhausen, Schaffhausen 1933.

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

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