St. Georgslegende

Land: Schweiz
Kategorie: Legende

Weilen nun das Kloster allhier auch unter anderem in der Ehr der Marteren Georgii und Cyrilli erbauen worden, auch solches denselbigen in seinem Waappen zu Fuß mit der Fahne, die Stadt aber in dem Wappen und Siegel zu Pferd samt dem Drachen unter ihm und in dem Bannier die ganze Historie abgeschildert führet: So wollen wir die Tradition beyfügen, wie sie noch zu dieser Zeit erzehlet wird. Die Geschieht von gedachtem Ritter S. Geörg solle nemmlich sich also zu getragen haben. In dem so genanten Egel-See, auf dem Teger-Feld, unweit Kaltenbach, welcher ehemals größer und Fisch-reich gewesen, habe sich ein großer Drach oder Lindwurm aufgehalten, welcher die Straßen unsicher gemacht, indem er Menschen und Thiere angegriffen; dieses Uebel aber seye um desto größer gewesen, weilen auf Burg ein König residirt, dahero die Wege sehr stark gebraucht werden müssen und diese Gegend unmöglich öd gelassen werden können. Weilen nun dieses Thier zu massacriren sich niemand getrauet oder unterstehen wollen, habe man, um den Zugang zu der Burg sicher zumachen und die Passagirs und Einwohner vor einem so grausamen Tod zu verwahren, sich dahin verstehen müssen, diesem Drach täglich 2 Schaafe und eine Jungfrau lebendig zu seiner Nahrung zu zustellen, und so lang solches observirt worden, habe man Ruhe und Sicherheit gehabt. Endlich aber, nachdem alle Jungfern, so man in dieser Gegend haben können, aufgegangen, habe sich der König resolviren müßen, seine eigene Princeßin der Freßhafftigkeit dieses Ungeheürs aufzuopferen. Zu dem End habe man die Königliche Princeßin an das Reinlein, wo der Fußweg hinter Burg von der Straß hinaufgehet, gestellet und die Schaafe ihro an die Seite gethan. Nachdeme sie nun eine kleine Weile allda gewesen, die Eltern selbige von Fehrniß beweinet und Sie unter kläglichem Weinen, heülen und Seüfftzen ihr Elend bejameret und ihren Würger erwartet, so seye ein schöner, Tapfferer und junger Ritter daher geritten kommen, welcher die Princeßin um die Ursach ihrer aüßersten Betrübniß und Jamers gefraget. Als sie ihm hierauf den gantzen Umstand der Sach mit Dee- und Wehmut erzehlet, habe dieser höchst-Mitleidens-würdige Umstand und außnehmende Schönheit dieser Princeßin ihne also afficirt, daß er Theils aus aufsteigender Liebe zu dieser galanten Persohn, Theils aus anerbohrnen Tapfferkeit diesem Thier den Garaus zumachen, sich vernehmen laßen, er möchte dieses Monstrum auch sehen. Anbey habe er diese Dame in etwas aufgemunteret und getröstet, welches so viel gewürket, daß selbige sich zum Theil recolligiret und zu ihm gesagt, er solle nur ein wenig noch in Gedult stehen, es werde bald die Straße herein kommen; zugleich aber auch ihne auf das flehentlichste gebetten, daß er doch sich ihrer erbarmen und allen Kräfften aufbieten solle, um sie von ihrem heran nahenden, grausamen Tod zu befreyen: Mit Versicherung, daß nicht allein der König, als ihr Hr. Vatter, solche große That mit allen Gnaden erkennen, sondern Sie auch Ihne hernach heürathen und Lebenslang darvor dankbar seyn wolle. Hierdurch seye der Ritter noch mehr encouragirt worden, habe der Princeßin alles möglichste zu thun versprochen, zu dem End ein groß Stük Fleisch begehret, selbiges an seine Lantze gestekt und sich zu dem Kampff bereit gemachet. Da nun das Thier daher gekommen, seye er demselbigen auf seinem muthigen weißen Pferd entgegen geritten und habe dem Lindwurm das Fleisch vorgestrekt, da er nun begierelich nach demselbigen geschnappet, habe der Ritter ihme mit allem Nachtruk selbiges in den Mund und zugleich den Spieß durch den Hals gestoßen und also dem Tod überantwortet. Weilen dann also dieser kühne Ritter diesen Lindwurm glüklich getödet, das Land von einer ungemeine Plage befreyet und die Königliche Princeßin von ihrem gewiß- und erbärmlichen Tode erlöset; So habe sich auch der König verpflichtet befunden, dem Begehren seiner Tochter hiemit ein Genügen zu thun und selbiee dem Ritter zu seiner Gemahlin zu überlaßen.

Stein am Rhein

 

Aus: R. Frauenfelder, Sagen und Legenden aus dem Kanton Schaffhausen, Schaffhausen 1933.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

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