Das Dingweiblein

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

In einem baufälligen Häuslein hinter den Hildern bei Marbach im Entlebuch lebte einst eine arme Witwe mit einem Schärlein Kinder. Es herbstelte bereits und die gute Frau war in banger Sorge, wie sie ihre Kinder über den Winter bringen könnte. Sie hatte eine einzige Kuh im Ställi und nur einen spärlichen Heustock oben auf der Bühne. Eines Abends nun, beim Zunachten, als die Frau kummervoll eben den Kindern die Milch wärmte, lag ihr die Sorge steinschwer auf dem Herzen, und die hellen Tränen rannen ihr über das verhärmte Gesicht. Da trappelte aufs Mal ein munzig kleines Weiblein herein und fragte die Frau, was ihr fehle, dass sie so traurig sei. Da klagte jene dem Weiblein ihre Not. «Ei», sprach da das Fraueli, «dem ist bald geholfen! Weisst du was, gib mir deine Kuh zu hirten, und du sollst Milch genug haben für dich und deine Kinder. Schau aber unter der Zeit beileibe nicht nach dem Heustock!» Das alles deuchte die Frau zwar seltsam, aber sie nahm das Anerbieten doch dankbar an, und das Weiblein blieb von Stund an im Hause.

Das magere Kuehli gedieh prächtig in seiner Obhut und ward kugelrund und spiegelglatt und gab einen so fuhrigen Schapf Milch, wie nie zuvor - es war nicht zum glauben - und alle Not hatte ein Ende.

Als nun der Lanzig nahte, da nahm es die Witwe denn doch wunder, ob noch Heu auf der Bühne sei, und als das Weiblein einmal ausgegangen war, stieg sie hinauf und schaute nach. Und siehe, da war der Heustock unversehrt.

Am Abend kam das Weiblein heim, trat gleich in den Stall, schnupperte in der Luft und sagte zornig: «So jetzt wirst du dein Heu brauchen müssen», sprachs und lief aus dem Hause fort. Und fortan gab die Kuh nurmehr das frühere Mass Milch und der Heustock nahm zusehends ab.

Quelle: Schweizer Märchen, Sagen und Fenggengeschichten, hrg. von Curt Englert-Faye, Zbinden Verlag

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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